Aus dem alten Blog: 2014-09-18 – 15:38:39
Tick, tick, tick. Die Uhr ist in ihre monotone Arbeit versunken und kümmert sich um nichts in der Welt – außer um die Zeit. Zeit in unserem Verständnis ist Handarbeit, schließlich war es ein Mensch, der sich das mit der Zeitmessung ausdachte, sodass wir uns heute umgeben von tickenden und nicht tickenden Messern von Sekunden, Minuten und Stunden sehen. Was jedoch schon vor uns da war, ist die Veränderung. Das, woran wir Zeit erkennen. Tag und Nacht, Ebbe und Flut, der Wechsel der Jahreszeiten, des Wetters, Bewegung von Lebewesen. Wir wissen nicht, ob es dafür einen Anfang gibt. Aber wir wissen, dass dieser Zustand der Bewegung in einem Raum schon lange so ist und in diesem Moment fortdauert.
Und genau deshalb gibt es kein Ende.
Nicht in diesem Moment. Wir wissen nur was war und was ist. Daher leben wir jetzt. Gestern ist vorbei, Morgen ist ungewiss. Wir leben jetzt. Und jetzt, was ist jetzt?
Wir befinden uns in einem Zustand der Bewegung. Alles bewegt sich, alles schreitet fort. Dein Herz schlägt, deine Freunde befinden sich gerade irgendwo, Menschen auf der ganzen Welt arbeiten, schlafen, oder genießen ihre Freie Zeit, die Erde dreht sich, die Sterne leuchten, andere Planeten, Sonnensysteme, Galaxien entwickeln sich ständig weiter. Die ganze Zeit. Jetzt. Aber gerade jetzt enden auch spezifische Existenzen. Lebewesen sterben, Objekte verlieren ihre Funktionsfähigkeit, gehen kaputt. Auch das ist Bewegung. Wenn jemand stirbt, der einem sehr nahe ist, ist das nur ein Teil der Zeit, eine Änderung, eine Bewegung. Es ist sein ganz persönliches Ende (biologisch betrachtet), dennoch trägt das Ende nur zum Fortlauf der Bewegung bei. Es ist ein Beweis der Zeit, des Fortgangs.
Das heißt: in diesem Moment gibt es kein Ende. Denn ein Ende ist nur eine Bewegung, kein Stillstand. Eine Änderung – und gerade das ist es, was uns so Kopfzerbrechen und Herzschmerz bereitet. Änderungen bedeuten, dass Altes vergeht. Davor haben wir manchmal Angst, und manchmal vermisst man das Alte für eine Weile. Wir leben jetzt. Aber wir kennen die Vergangenheit. Meistens brauchen wir eine Weile, um die Bewegung zu verstehen und zu akzeptieren. Vielleicht ist das ein wichtiger Teil der Menschlichkeit. Das Wissen um Früher und Heute, die damit verbundenen kausalen Zusammenhänge, aber dennoch die Fähigkeit, sich früher oder später an das Neue anzupassen.
Ich halte es für wichtig, dass wir uns häufiger des Momentes entsinnen, an das Jetzt denken. Im Hier und Jetzt können wir Altes überwinden und Neues in Gang setzen. Was geschehen ist, können wir nicht ändern. Was geschehen wird, können wir nicht wissen. Aber wir können das Wissen von Gestern nutzen, um Heute etwas zu tun, was das Morgen zu unserem Besten gestalten wird.
Gehab dich wohl, lieber Gruftbesucher. Genieße das Jetzt.