Man will wissen, was man weiß, das zu wissen man wissen will

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Diese unendliche Faszination, wenn man endlich einen Mechanismus begriffen hat. Ja, das ist es! Leuchtende Augen, wenn klar wird: Wasser und Sonnenlicht sind die Nahrung dieses kleinen Samens, den man gerade in die Erde gelegt hat. Dann wächst er, macht Photosynthese, wird zu einem großen starken Baum – all das kann man begeistert in Büchern nachlesen, mit Bildern. Wie die Wurzeln sich im Laufe der Zeit ausbreiten, unsichtbar für uns, und doch so wichtig für den Wald!

Allgemein erfüllen Triumph, Stolz oder Begeisterung, schiere Freude den verstehenden Menschen. Ein Problem zu lösen, an dem man lange herumgetüftelt hat, das befriedigt. Die Welt zu verstehen, um sich selbst mit ein wenig mehr Licht der Wahrheit zu umgeben. Irgendwo gibt es immer eine Antwort. Diese zu finden ist unsere Mission. Das glauben wir, auch wenn wir das nicht wissen. Kein Tag vergeht, an dem wir nicht versuchen, etwas zu verstehen.

yin-kreis

 

Das heißt allerdings nicht, dass wir immer glücklich sind, wenn wir verstehen. Oder dass wir handeln, wenn wir wissen. Eigentlich will man nur wissen, was man vorher schon wusste, dass es einem gefallen würde, wenn dem so wäre. Alles andere will man gar nicht wirklich verstehen. Da sperrt man sich lieber. Denn was viele wissen, aber nicht verstehen wollen: wenn man versteht, fühlt man sich auch genötigt zu handeln. Undzwar so, dass es zum Verständnis passt. Man fühlt sich ja doch irgendwie ertappt, wenn man zum zweiten Dessert greift. Denn irgendwie weiß man ja, dass man das gar nicht nötig hat und es eigentlich ausschließlich negative Konsequenzen hat, langfristig jedenfalls. Aber wenn man das wirklich verstünde, ja, wenn man jetzt sagte: „Das Glück des zweiten Desserts währt nur wenige Minuten, danach lebe ich mit allerlei für mich negativen Konsequenzen“, nun, dann würde man es ja auch nicht mehr tun. Dann müsste man diese kleine Mauer überspringen, die einen in der unmittelbaren Komfortzone hält. Und diese ist doch eigentlich recht bequem.

Warum strebt der Mensch nach dem Verständnis von Weltall, Ozean und Ökonomie – aber nicht danach, sein eigenes Leben zu verstehen? Man will immer nur die großen Zusammenhänge, ohne die Details und bitte auch nur die, die möglichst weit vom Mensch entfernt sind. Ins All reisen müsst‘ man können. Das Bermudadreieck, das ist mal ein Rätsel! Wie gestaltet sich die Relation von Sonneneruptionen und technischen Störungen? Und wenn es doch mal um dem Menschen geht, dann will man wissen: woher kommen wir? Wohin gehen wir? Können wir unser Bewusstsein auf einen Computer hochladen? Was unterscheidet den Mensch, moralisch, vom Tier (natürlich gibt es einen Unterschied!!)? Warum muss ausgerechnet ich dieses Leid ertragen?

Das sind alles sehr gute Fragen. Mich interessieren sie auch alle. Bis auf die Sache mit den Sonneneruptionen, daraus mache ich mir nicht viel (die Relation scheint ja auch nicht sehr signifikant). Mich interessiert eher, warum ich so handle, wie ich handle. Und ich will gar nicht wissen, welche Neuronen da herumfeuern (haben die einen Waffenschein oder leben sie in den USA?), welche Hormone Partys feiern und welche lieber schlafen. Ich suche nach Beweggründen. Dinge, die ich verstehen kann ohne vorher Professor der Neuro-irgendetwas oder Psychologie zu sein. Nicht das Allgemeine, sondern das Besondere finde ich wichtig. Denn letztendlich lebe ich nur mein Leben und das hängt zwar mit unendlich vielen Dingen und Lebewesen zusammen, doch steuern kann ich doch nur mich. Es ist so leicht, sich im Allgemeinen zu verlieren. Immer die Außenperspektive, immer der Vogel sein, der die Welt betrachtet. Maßstäbe, Normen, Gesetze – danach kann man sich ausrichten. Ganz nebenbei vergisst man sich selbst. Dabei ist man selbst das allererste Rätsel, mit dem man je in Kontakt kommt. Trotzdem will man es ignorieren, totschweigen, nicht für wahr haben was de facto existiert.

Zu verstehen ist auch nicht angenehm. Jedenfalls erscheint mir bereits der Versuch schon unbequem. Manchmal habe ich Angst. Ich fürchte mich vor mehr, als ich dachte. Vor Kleinigkeiten und vor großen Dingen. Ich bin nicht perfekt. Das ist nicht einfach ein allgemeiner Fakt (nobody is perfect), sondern man kann doch auf ganz konkrete Dinge zeigen. Diese Dinge zu kennen, lernt mich aber verstehen, wieso ich etwas tu, oder nicht. Warum ich mich so fühle, wie ich mich fühle. Was treibt mich an, was wünsche ich mir? Motiviert mich morgens die Schönheit des Lebens oder das Wissen, dass man mit Geld tolle Sachen kaufen kann? Als Student scheidet die zweite Möglichkeit für mich natürlich aus, aber die besten Intentionen und das heitedeite-friedefreudeeierkuchen-Grinsen sind nicht immer das, was täglich aus meinem Inneren hervor bricht. Aber meine Augen leuchten irgendwie trotzdem. Wenn ich ehrlich bin, ist es auch okay sowas zu verstehen. Wie soll ich schließlich auch etwas ändern, wenn ich nicht weiß was ich ändern soll? Wenn man den Klimawandel leugnet, kann man ihn ja auch nicht stoppen. Das muss man erst einmal wissen. Und dann verstehen.

Im Kreis

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Und die Welt dreht sich in Kreisen,
Eckig wie ein Kugelfisch.
Und sie hüpft auf dreizehn Beinen,
Laut lachend als wär sie traurig.
Und im Abgrund spielt das Kinde,
Vom Alter schwer gezeichnet.
Und auf den Wolken steht es,
Die schwebend weiter fallen.
Und was die Sterne sagen
wird stumm vor Gericht getragen.
Und ihr Schein verurteilt,
Siebenmal auf Ewigkeit.
Und das Lachen erreicht das Kinde,
Das vor Trauer fast vergeht.
Und seine Beine werden schwer,
Wie in Stein gemeißelt.
Und die Wolken fallen weiter,
Leicht vom Stein getragen.
Und die Tränen trösten die Sterne,
Die sterbend das Leben erwarten.
Und sie sagen uns die Wahrheit
Zum allerletzten Mal.
Und dann dreht die Welt sich weiter,
Als wär das alles egal.

Besitzansprüche

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Das ist mein Blog. Hier schreibe ich. Ich war zuerst da, nun, und es kann sowieso niemand die Rechte bekommen, wenn ich das nicht einrichte.
Ich sitze an meinem Laptop, ich habe ihn gekauft.
Ich wohne in meiner Wohnung, ich habe sie gemietet.
Ein meistens gefüllter Kühlschrank ist in meinem Besitz.
Manchmal teile ich Kekse und Kuchen mit anderen Leuten.

Eineige Menschen besitzen riesige Landstriche, ganze Seen und Wälder. Mit mir teilt sowas niemand.

Wir besitzen so viel. Und das ist uns sehr wichtig. Gehört ja schließlich uns. Also mir. Oder dir. Nicht uns. Uns gehört wenig. Vielleicht gar nichts. Aber warum sollte uns etwas gehören, es reicht, dass jeder etwas selbst besitzt. Wenn wir ganz nett sind, verleihen wir Dinge, sind wütend, wenn wir es nicht wiederbekommen. Verschenken wenig. Teilen selten.

„Mein Heim ist auch dein Heim“ sagt kaum einer. „Fühl dich wie zu Hause“ ist wenn überhaupt eine Floskel. Ja, teils scheint es gar unhöflich überhaupt nach einem Keks zu fragen. Denn irgendwie wird dann erwartet, dass man zugreifen darf. Alles ist so steif. Alles wird für krumm genommen. Wenige teilen gern.

Pah! Was auch teilen! Hart erarbeitet ist mein Hab und Gut, Schweiß und Tränen hineingeflossen! Meins, meins, alles MEINS!
Und schmeckt nicht doch der geteilte Laib Brot besser? Die in bunter Runde geöffnete Flasche? Welches Buch bekommt nicht mehr Charakter, wenn viele Hände und Augen sich daran erfreuten? So viele, die ihr Auto nicht jeden Tag brauchen, all der Abfall, der eigentlich keiner wäre. Equipment, ungenutzt in der Garage, Wohnungen in der Woche unbewohnt, ja die ganzen Landstriche – nur für eine Person! Gehört die Erde nicht uns allen? Ich möchte doch nur baden gehen … warum darf ich das nicht hier, mitten in der Natur, wo kein Naturschutzgebiet und keine Chemikalien?

Sind wir satt, der Durst gestillt, ein Dach übern Kopfe und warm ist es auch noch – was brauchen wir mehr? Arbeit gerne, Freizeit auch, Kultur und Kunst, Freunde und Familie – doch davon besitzten wir nichts. Wir genießen es, so wir uns diesen Dingen widmen.
Nun, ich als Student benötige durchaus einen Laptop, der mir jeder Zeit ohen Einschränkung zur Verfügung steht. Ich habe auch gerne meine Ruhe, möchte mir die Wohnung daher nicht mit vielen teilen. Aber meine Bücher lese ich nicht jeden Tag, meine Digitalkamera benutze ich nicht ohne Unterbrechung. Stattdessen würde ich gerne gelegentlich Fahrrad fahren, besitze jedoch keines.

Ah, aber homo homini lupus! Grausam und gemein sind meine Mitmenschen, oh ja. Stehlen tun sie, zerstören, mutwillig, werden sie mein Eigentum, gebe ich es in ihre Hände. Sie bekommen ihn nicht! Mein Schatz … mein … mein. Nein nein, so kann’s nicht sein, kann es sein? Nein, ich glaube ganz wahr ist es nicht. Bin ich denn bös‘ von Grundauf? Sind meine Freunde es denn? Die beiden Studentinnen dort, am Tisch gegenüber, würden sie meine Kamera zerstören oder sie mir nie wieder zurückgeben? Das Heuchlerische in ihren Augen! – ich seh es nicht. Würden sie mich betrügen, bestehlen, in den Ruin treiben?
Und wenn? Sicherlich wird mir nicht jeder etwas Böses wollen. Nicht die grauhaarige Frau dort drüben, die gleich mit mir im Kurs sitzt, wird mir meine Bücher klauen, der junge Mann dort hinten, er wird vielleicht vergessen, dass er eine CD von mir geliehen, doch sie gewiss nicht mutwillig zerstören. Der Mensch ist menschlich, aber nicht das Böse, auch wenn er viele Fehler begeht.

Was ist schlimm an ein paar negativen Erlebnissen, wenn insgesamt und zu allermeist man sich gegenseitig Gutes tut, tauscht und teilt, jeder seinen Leidenschaften nachgehen kann ohne all sein Geld zu investieren – weil andere Menschen für ihn da sind und Besitz relativ ist?
Ich möchte mich in meinen vier Wänden alleine wissen, oder in Gesellschaft meiner Gäste, doch wenn jemand klopft und um einen Tee und eine Mahlzeit bittet – schließe ich empört die Tür?
Tust du es?

Zumindest ein Lächeln werde ich heute jemandem schenken.

Stoisch statt stürmisch #1

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stoicism_by_peterio

Picture by Peterio (DeviantArt)

Sto-i-zis-mus. Das ist keine Krankheit. Es ist eine Philosophie bzw. philosophische Schule, oder eine Lebenseinstellung, die aus dem antiken Griechenland kommt. Man denke so an 300 vor Christus.
Man hört häufiger mal das Klishee des Stoikers: jemand, der seine Emotionen unterdrückt und weder besonders glücklich noch traurig ist, sondern auf einem Nullpunkt vor sich hinlebt. Nichts kann sie aus der Bahn bringen. Keine Schmach macht ihm etwas aus. Nun, ganz so ist das nicht. Wie bei vielen Begriffen muss man auch hier differenzieren. Es gibt schließlich auch nicht den Schriftsteller oder den Utilitaristen (hah, noch mehr Philosophie!).

Beginnen wir unsere Exkursion durch die Stoa also mit einer Person: Epictetus. Und mit einem Text: „Enchiridion“. Für diesen Herr war in diesem Text eine Unterscheidung besonders wichtig. Worüber haben wir direkte Kontrolle und worüber nicht? Tatsächlich können wir laut Epictetus nur unmittelbar beeinflussen, was zu unserem Geist gehört – dem denkenden Ich. Denn was unserem Körper widerfährt, können wir nicht immer kontrollieren. Wie das Wetter ist, können wir nicht kontrollieren. Ob jemand sein Versprechen hält, können wir nicht kontrollieren. Was wir besitzen oder nicht, Freundschaften, Familie, Ansehen und Ämter – all das hängt von vielen Faktoren ab, auf die wir kaum Einfluss nehmen können. Tja, und deshalb sollten uns diese Dinge auch nicht so sehr interessieren.
Wichtiger ist, was wir tatsächlich selbst in der Hand haben: was wir denken, wie wir die Welt betrachten und wie sehr wir uns auf unsere Emotionen einlassen. Nur solche Dinge, über die wir Macht verfügen, sollten wir begehren, alles andere sind lediglich Fakten, die kaum Bedeutung für uns haben sollten. Wie kann man sich das konkret vorstellen? Weiterlesen

Audivisuelles Studieren für sensible Fledermäuse mit Hang zur Prokastination

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Lernen ist toll. Arbeiten kann auch Spaß machen. Aber dergleichen ist bei weitem nicht immer einfach. Manchmal hat man keine Lust, man fühlt sich nicht gut, Emotionen spielen verrückt, man ist unkonzentriert und abgelenkt, möchte raus in die Sonne, lieber wieder spielen oder anderen Freizeitbeschäftigungen nachgehen.
Ich habe früher immer prokastiniert, und ich tu es auch heute noch gerne. Der Unterschied zu früher (vor meinem Studium und die ersten zwei drei Semester) und heute ist, dass ich gezielt prokastiniere. Mittlerweile kenne ich meine Macken und meinen Rythmus und weiß daher, wie ich arbeiten muss. Wichtig für mich war festzustellen, was mich motiviert und am Ball hält – bzw. an der Arbeit. Es gibt nämlich mehrere Dinge, die ich beachten muss:

  • Ich lerne visuell. Einerseits kann ich mir bildlich dargestelle Materialien besser merken. Anderseits ist für mich Schönheit einfach wichtig. Ästhetisch ansprechendes motiviert mich und macht mich glücklich.
  • Ich brauche häufig Geräusche. Manchmal Musik. Manchmal auch nichts, aber dann bin ich bereits so motiviert und arbeitsfreudig, dass ich auch keine Probleme habe mich mit den Materialien auseinander zu setzen.
  • Ich bin sehr empfindlich, wenn es um Ableknungen, Emotionen etc. geht. Das heißt ich werde schnell negativ beeinflusst. Aber das kann man auch nutzen. Zauberwort Imagination.

Weil ich weiß, dass es mehr komische Leute wie mich gibt, die unheimlich Probleme damit haben, sich ernsthaft langfristig mit etwas auseinanderzusetzen, gute Arbeit zu leisten und zu lernen, möchte ich hier nun meine Tipss sammeln, die mir helfen. Vielleicht hilft dir auch etwas. Auch wenn du kein Student bist. Künstler und Beamte arbeiten ja genau so, entgegen dem was böse Zungen behaupten.

Audio – Weil Stille nicht für Jeden ist

Jeder mag ja bekanntlich anderes. Hier also eine kuzre Liste der Musik und Geräuschkulissen, die ich mir des öfteren anhöre.

Klaviermusik mit anderer instrumentaler Begleitung (Streicher), durchaus bekannte Melodien. Positive Stimmung, trotzdem tiefsinnig und ruhig

35 Minuten elektronische Musik, entspannend, anregend, interessant. Fürs Anfangen der Arbeit oder Kreatives, oder einfach Entspannung

Sehr ruhig sehr entspannend, wundervoll im Hintergrund, denn es nimmt nicht viel Aufmerksamkeit weg, emotional anpassungsfähig

Visuell – Merken und Fühlen

Wissenschaftler haben ja schon längst gesagt: Mancher lernt eben gut, wenn er sieht. Ich mag daher Schaubilder. Weiterhin sind meine Notizen, egal ob zum Lernen oder fürs Schreiben, meistens recht bunt. Selbst ein paar Farben sorgen dafür, dass ich Inhalte strukturierter aufnehme und besser verarbeiten kann. Aber natürlich dürfen auch kleine hässliche Zeichnungen nicht fehlen. Hässlich, na und? Wenn schon Begriffe wie „marginal man“ in einem Text auftauchen, dann MUSSS man doch einen Strichmännchensuperheld mit dreieckigem Cape malen! Viele Inhalte kann man mit Pfeilen verknüpfen oder mit merkwürdigen Eselsbrücken ergänzen, die nur man selbst versteht.
Herumkritzeln allein hebt doch schon ungemein die Laune und die Lust am Arbeiten. Davon abgesehen ist es für mich aber auch von unschätzbarem Wert, Bilder als Inspiration und Motivation parat zu haben. Einerseits motivieren mich schöne Landschaften und Orte, ja sogar mein aufgeräumter und frisch dekorierter Schreibtisch oder ein neuer Kollegeblock. Anderseits erfüllen auch Bilder von anderen arbeitenden Leuten mich mit Mut, egal ob fiktionale Charaktere oder Bilder von sogenannten studyblogs auf Tumblr. Diesbezüglich ist natürlich das allerbeste ein echter Mensch. Ich kann nur jedem emfpehlen, sich mit fleißigen und inspirierenden Leuten zu umgeben. Immer, wenn ich erzählt bekomme, was andere so leisten und schaffen und die Begeisterung in ihren Augen sehe und in ihrer Stimme höre, dann bin ich gleich mit-motiviert und möchte sofort loslegen! Das hält oftmals sogar für ein paar Tage an. Also ein bis zwei mal die Woche diese meine Freunde zu treffen ist nicht nur für den Moment wunderbar, sondern gibt mir noch viel mehr. Aber denk daran, dieses tolle Geschenk mit einem Knuddler oder einem Keks hie und da zu erwiedern 😉

Imagination – Gedacht ist fast gemacht

Das heißt nicht, dass ich mir vorstelle ich hätte meine Hausarbeit geschrieben und mich dann für den Rest des Tages zurücklehne. Nun, manchmal vielleicht. Aber pssst. Was ich mit Imagination meine, ist von der Idee her ganz einfach: ich stelle mir Schönes vor. Warum mich das motiviert? Weil ich schnell auf Einflüsse reagiere, vor allem wenn ich mich darauf einlasse. Ein Ort, ein Geruch, ein umgeknicktes Blatt, ein Lächeln, eine lustlose Haltung – egal ob von Außen oder Innen – mein Umfeld kann großen Einfluss auf mich haben. Daher funktioniert es recht gut, mich in eine positive Stimmung zu versetzen, indem ich mir etwas Tolles vorstelle.

Meine Liebe zu Fantasyromanen macht das noch Spannender: ich stelle mir vor in der Bibliothek in Hogwarts zu sitzen, umgeben von Leuten wie Hermine Granger, die fleißig auf ihr Pergament kritzeln und einen riesigen Stapel Bücher vor sich haben. Ich träume mich ein mein perfektes Traumcafé und tu so, als würde ich dort arbeiten. Bei dem Schein einer Öllampe in einem Zelt zu lesen, während der Regen fröhlich prasselt, macht gleich viel mehr Spaß.
Im Zweifelsfall stelle ich mir meine liebsten fiktionalen Charaktere vor, diejenigen, die fleißig sind und Unglaubliches leisten. Dann frage ich mich: was würden sie nun tun? Wie würden sie mit meinen Emotionen und Lustlosigkeit zurecht kommen? Was würden sie sagen, wären sie jetzt bei mir? Ein großes Vorbild von mir, neben Hermine, ist tatsächlich einer meiner Rollenspielcharaktere (Forenrollenspiel, wir schreiben also alle sowas wie eine Geshcichte zusammen): ein sehr traditioneller Japaner mit allen Tugenden, die mir da so klisheehaft eingefallen sind. Natürlich hat er auch seine Schnitzer, die ihn interessant machen. Aber er liebt Ästhetik sogar noch mehr als ich und seine ruhige, durch und durch fleißige und beständige Art ist einfach unendlich beruhigend und inspirierend. Arigato.

Und da sind wir auch am Ende meiner Tipps und Tricks für ein spaßig-produktives Arbeiten. Ich denke, der Kasus Knacktus ist einfach, es sich so angenehm wie möglich zu machen und sich selbst zu kennen.

Als dann, liebster Gruftbesucher, man liest sich, oder nicht.
Deine Nekromantika

Einzigartige Schneeflöckcheneinhörner in Luftblasen

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In Maßen sei alles verträglich. Zu beachten ist jedoch die Schreibweise und Aussprache. „Maßen“ wird mit einem eszett geschrieben, nicht mit einem doppelten s und entsprechend anders ausgesprochen. Weil ich Philosophie studiere, begehe ich an dieser Stelle mal einen astreinen Fehlschluss, denn irgendeine Einleitung benötige ich für diesen Blogartikel schließlich: Wenn alles in Maßen verträglich ist, müssen die Massen unverträglich sein. Ich für meinen Teil glaube dieser Aussage jedenfalls, denn sie entspricht meinem Weltbild. So funktioniert Wissen, liebe Kinder.

Aber Wissen soll jetzt gar nicht unser Thema sein, denn mich beschäftigt nun ein anderes Thema. Tatsächlich ist es nämlich so, dass ich mich regelmäßig aus der Sicherheit meiner vier Wände begebe. Da bleibt es unvermeidlich, dass ich anderen Lebewesen begegne, die genau das gleiche getan haben. Nein nein, ich erwarte jetzt gar kein Mitleid für mein hartes Schicksal. Dennoch möchte ich mich gehörig über die unhaltbaren Zustände in der Außenwelt beschweren: massenweise Menschen.

Ansich sind Menschen ja gar kein Problem. Man kann sie schubsen, braten und ihnen so lange auf die Nerven gehen, bis man ein Lob passend zum eigenen egozentrischen Weltbild bekommt. Aber spätestens wenn diese Spezies in Massen auftritt, wird das Leben weit weniger angenehm als mit einem gut durchgegarten Stück Gehirn. Manchmal habe ich das Gefühl, Gehirn hätte in meinem Magen tatsächlich größeren Nutzen als in den Köpfen meiner Mitmenschen. Ja, ich bekenne mich hiermit offiziell als Mensch. Sag es nicht weiter.
Es fängt ja schon an, wenn ich in die S-Bahn steige. Du musst wissen, werter Gruftbesucher, meine Linie ist meistens voll. Es ist die Uni-Linie. Volle Verkehrsmittel sind allerdings eine knifflige Sache. Sie erhöhen sofort die Wahrscheinlichkeit von mindestens vier Todesursachen: Erstickung, Erstinkung, Zerquetschung und Wutausbruch mit tödlichen Folgen von geplatzten Adern. Warum man wütend sein könnte? Wie schön, dass du fragst. Es gibt viele Gründe. Zum Bleistift haben Menschen die Angewohnheit, direkt neben der Tür stehen zu bleiben, sodass man erstens nicht weiter in die Bahn hinein kommt, um Platz für neu Eisnteigende zu machen, und zweitens auch nicht wieder hinaus kommt, wenn man selbst aussteigen möchte. Dann gibt es noch Individuen, die gerne Musik hören. Mit diesen Stöpseln im Ohr. Ich weiß bis heute nicht, ob manche dieser Stöpselmenschen einen Gehörschaden haben oder sich Kopfhörer mit Lautsprechern gekauft haben – so oder so komme ich fast täglich in den Genuss von fremder lauter Musik, völlig ungefragt. Besonders schön wird die Synfonie, wenn sie mit verschiedener Tonlage, Takt und Genre aus mindestens zwei paar Stöpseln schallt. Es freut mich, dass heute jeder seinem ganz persönlichen Musikgeschmack frönen kann, immer und überall. Aber es wäre mir schon lieb, wenn es auch beim persönlichen Geschmack bliebe, und Belästigung der Mitfahrer nicht auf der Agenda mancher Individuen stünde.

In einer anderen, doch ähnlichen persönlichen Luftblase befinden sich anschließend die Leute, die aus der Bahn aussteigen und die Treppe nutzen. Es gibt an diesem Punkt des Lebens zwei Möglichkeiten: entweder man nimmt die klassische Treppe und hofft, dass vor einem niemand auf sein Mobiltelefon starrt und tippt, sodass der Aufstieg für alle hinter ihm oder ihr oder * in Zeitlupe vergeht; oder man nimmt die Rolltreppe und betet dafür, dass allen Menschen, die vor einem die gleiche Entscheidung getroffen haben, die Rolltreppenkonvention bekannt ist. Ich gehe zwar davon aus, dass dir diese Konvention bereits zu Ohren gekommen ist, aber falls nicht, möchte ich dich nicht unwissend meinen Blog verlassen lassen: Wer auf der Rolltreppe stehen möchte, steht rechts. Wer gehen möchte, geht links. Das ist eigentlich wie auf der Autobahn, wo die Überholspur auch links ist – jedenfalls bei uns Deutschen. Hierbei handelt es sich offenbar um eine hoch komplexe logische Deduktion, die nicht jedem geläufig ist. Ja, auch wenn die schmale Rolltreppe der einzige Weg nach oben ist, gibt es diese ganz besonderen Menschen, die sich zu zweit nebeneinander auf die Rolltreppe stellen und in ein angeregtes Gespräch vertieft sind. Schämt euch, dass ihr diese zartbeseiteten Wesen aus ihrer heilen Welt zerrt, nur weil ihr euren Anschlusszug in einer Minute noch bekommen müsst! Habt doch mal Geduld. Dergleichen könntem an jedenfalls fordern. Wenn man wollte. Schneeflöckchen gleiten sanft hinab, sie fallen nicht.

Alkohol in der Öffentlichkeit ist bei uns ja auch normal. Da säuft man ordentlich mit seinen Kollegen, eigentlich egal wo, überall, in fünf Kneipen und dann im Park. Anschließend laufen dann Besoffene in Rudeln durch die Stadt, gröhlen in der Bahn und kotzen im Nachtbus. Ah, ist ja nicht so schlimm, die wollen doch nur Spaß haben. Wozu sonst gibt es Blubberblasen, in die man sich reinsetzt, wenn nicht, um die Außenwelt zu ignorieren?
Warum darauf achten, wo in einer dicht gedrängten Menschenmasse die Handtasche ist – ob in den Rippen oder Gesicht Anderer, Andere existieren? Nein nein. Solange ich mich frei entfalten kann, ist doch alles gut. Darum geht es heutzutage ja schließlich. Individuell cool. Einzigartig. Jeder ist anders und alle sind etwas Besonderes. Ganz was Besonderes ist man, wenn man die neusten Folgen der Lieblingsserie in der Öffentlichkeit diskutiert, lautstark dort, wo Andere keine Möglichkeit haben zu fliehen. Danke, jetzt bin ich ja informiert, dann muss ich selbst nicht weiter schauen.

Es ist auch ganz selbstverständlich, dass jeder einen intensiven Fünfminutenzungenkuss mit Anfassen live sehen will und alle der großzügig mittels tragbaren Boxen verstärkten Musik der Jugend und nicht mehr ganz so Jugendlichen hören wollen. Wie schön, dass jeder seine Seele mithilfe von Düften ausdrücken kann, die man auch 20m gegen den Wind nicht verfehlen kann! Wie reizvoll in der eben beschriebenen Uni-Linie der S-Bahn, das versichere ich dir. Überall bekommt unser inneres Zaubereinhorn was auch immer es gerade begehrt: Fastfood, Süßes, Saures, Chips, Bier und andere Getränke. Persönliche Luftblase sei dank, man kann seinen Müll einfach irgendwo hinwerfen, denn man selbst geht ja daran vorbei und dann ist der weg! Wie, das könnte im Leben anderer Leute irgendwie nicht so cool sein? chrrrr chrrrr, bitte was, der Empfang hier ist so schle- beep beep beep.

Wenn einzigartige Schneeflöckcheneinhörner in ihren persönlichen Luftblasen frohgemuts ihrer Individualität frönen, geht einem glatt das Herz auf – und fällt zusammen mit den restlichen erbrochenen Gedärmen auf den kaugummiübersehten Gehweg. Irgendwo unter dem hastig hirnlos gesprühtem Graffitti klebt vielleicht noch der traurige Rest von Rücksichtnahme, während sich ein paar Krümel Mitdenken zwischen dem verstreuten Popkorn vor dem Kino in Colalarchen zu ertränken versuchen.
Hab kein Mitleid mit mir, liebster Leser, habe Mitleid mit den Werten, die ein Leben in der Öffentlichkeit erträglich machen würden. Sie leiden. Sie sterben.

Lebenswinde

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Inmitten von Lebensphasen.

Mein lieber Gruftbesucher, wenn du magst, setzte dich zu mir und höre mir zu. Oder gehe vorüber und kehre beizeiten zurück, denn die Sterne scheinen günstig zu stehen und mir meine Welt-Netz-Präsenz zu gewähren.

Scheue nicht die Lyrik. Oder wenn doch, möge dich trösten: von banalem Gefalsel bis zu philosophischen Exkursen könnte bald wieder alles hier zu lesen sein. Möge das Licht des Mondes auf uns scheinen und möge ein Feuer stets die Seiten unserer Lektüre beleuchten.

Weißt du, mein Freund, an manchen Tagen,
in manchen Jahren und Stunden,
es kann dir gut gehen oder schlecht,
dann wachst du auf, siehst die Welt,
siehst dich,
und egal ob alles gut ist
oder nicht,
du fragst dich.

Kennst du das? Du fragst dich Dinge.
Viele.
Mehr oder weniger bedeutend.
Du suchst sich selbst, und die Welt und
überhaupt alles.
Weil nichts klar ist, obwohl
obwohl alles klar schien.
Bis eben,
da,
kurz bevor,
du einmal zu genau hingesehen hast.

Es ist ein wach werden und einschlafen,
ein hinsehen und wegsehen,
ein –
ein Durcheinander ohne Worte,
die es beschreiben könnten.
So geht es auch mir. Vor allem mir?
Kennst du es überhaupt?

Ich will und tu nicht,
ich tu und will nicht,
mal läuft die Mechanik wie geschmiert und
dann bricht alles zusammen,
was nie heil gewesen war,
ja, ich glaube, ich weiß,
ich muss es erst bauen,
konstruieren ohne festen Grund,
denn Sicherheiten gibt es nicht.

Ich analysiere und empfinde und denke
und dann weine ich
und lache
und die Welt dreht sich weiter,
mit mir und ohne mich – irgendwie,
wie weiß ich nicht,
sicherlich,
merkwürdig.

Während alles sich dreht,
steh ich still,
atemlos,
verwirrt,
unsicher,
kämpfend.
Immer wieder, niedergeschlagen,
verzweifelnd aufgebend,
Hoffnung wiederfindend,
vergessend, nur um mich dann doch zu erinnern
und aufs Neue loszuziehen,
ins Unbekannte,
ins Wahnsinnige,
ins Unbegreifliche.

Mit Siebenmeilenstiefeln mag mein Geist schreiten,
nicht der Rest,
der steht still,
soeben gedacht, nicht gemacht,
keine Taten nach der Erkenntnis,
und letztendlich
bewegt sich nichts.
Aber das macht mir nichts,
das soll nichts heißen,
nichts, was mich abhält
zu tun, was ich will.

Denn irgendwann werde ich,
vielleicht jetzt schon, wenn nicht,
später dann, bestimmt, weil –
weil ich es weiß.
Weil ich es kann.
Weil keine Reise,
kein Hindernis
mich jemals niederwerfen
und festhalten kann.
Auch nicht ich selbst,
nein, ich bestimmt nicht,
ich will nicht,
ich will
will weiter.
Werde weiter
gehen
leben
hoffen
streben
machen
sein.

Kein Fehler wird das Vergangene trüben
kein Umstand meine Beine fesseln,
kein widriger Weg den Fortgang hemmen.

Kampf allen Dämonen,
allen Wesen da,
da oder nicht,
nicht fressen oder gefressen werden,
sondern sehen, fragen, gehen
und niemals enden.

Goth im Netz – So lustig ist schwarz

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Ein Goth ist ein in schwarz gekleidetes trauriges Wesen mit einer finsteren Weltsicht und einer düsteren Ausstrahlung? Eine miserable Kreatur, die außer Zigaretten, Kaffee und Todesgedanken nichts weiter als eine verrottende Seele in ihrem Sarg zu bieten hat?

Nah dran, aber weit verfehlt. Anlässlich der noch immer unerträglichen Hitze möchte ich ein wenig Gelächter und Geschmunzel in die Welt streuen, damit wir alle am Leben bleiben. Nicht schmelzen, liebster Gruftbesucher. Denke an Sonnencreme und Sonnenschirm und Sonnenbrille. Oder bleibe drinnen und schau dir ein paar Videos an. Let the show begin.

Ja, und beginnen möchte ich mit einem Juwel, einem kleinen Tanzkurs, um genau zu sein. So klicke auf Play und erhebe dich von deinem Stuhle.

Das Video ist eigentlich schon deutlich älter. Ich weiß nicht wie alt, jedenfalls habe ich es bereits vor einigen Jahren entdeckt. Es werden hier Stereotypen herausgegriffen und ich finde es sehr amüsant. Dennoch ist es nicht fern von der Realität. Genau diese Bewegungen sieht man häufig in einer Gruftidisko. Weniger explizit hie und da, vermischt mit vielem anderen. Aber als grobe Idee, wie man zu den schönen Klassikern aus den 80ern tanzt bekommt man tatsächlich 😉

Machen wir weiter mit etwas Musik. Bitte erwarte nicht, dass der Text viel Sinn ergibt, oder überhaupt einen. Es ist einfach nur Unterhaltung mit schönen und tatsächlich authentischen Outfits.

Und nun eine kleine Werbeunterbrechung.

„Sag es mit deinem Projekt“, heißt es am Ende dieser Hornbachwerbung. Das deutsche Video in der vollen Version konnte ich nicht mehr finden. Aber da hier Bilder und Musik die meiste Arbeit tun, kannst du es mir vielleicht verzeihen, werter Mitfreak. Diese Werbung lässt mir einfach das Herz aufblühen. Nicht zwingend, weil ein Goth-Mädchen die Hauptrolle spielt oder weil sie das Haus schwarz anmalen. Eher, weil sie wirklich gut gemacht ist, sie eine Aussage hat über das „kauf!“ hinaus. Sie wirkt wie ein winziger Kurzfilm. Solche Werbungen mag ich. Wenn sie stimmig sind, ästhetisch anregend, mit mehrschichtiger Aussage. Ich will nicht penetrant angeblinkt werden, nicht angeschrien werden, ich solle kaufen. Wenn ich Werbung genießen kann, dann ist es gute Werbung.


Ah, und zum Abschluss noch etwas Durchgeknalltes. Das Lied wird meiner Meinung nach nicht angenehmer zu hören, wenn der Text verändert wird und schwarze Gestalten in einem Video dazu herumhampeln. Aber so wird es wenigstens sehr unterhaltsam und es leitet gut zu meinem Fazit über: schwarz ist lustig.

Holt euer gruseligstes Lachen heraus.
Eure Nekromantika

Problem identifiziert, vielleicht

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Lebensfragen Karte

Mal wieder etwas privat aus dem Nähkästchen geplaudert.

Ich habe ein Problem. Oder mehrere. Aber nehmen wir mal an, es wäre eines. Welches? Keine Ahnung. Symptome: Müdigkeit, Lustlosigkeit, chronisches rumliegen, Motivationsloch, angucken sinnloser Videos und schlechter Animes, Prokastination. Manchmal dachte ich mir, ich sei depressiv. Aber … nee. Und selbst wenn, das eigentliche Problem wäre dann doch die Ursache für die Depression und nicht die Depression selbst. Abgesehen davon halte ich nichts von solchen Diagnosen. Erst recht nicht, wenn sie von mir kommen 😀

Ob ich die Lösung für meine konstante Unproduktivität und Motivationslosigkeit gefunden habe, weiß ich nicht. Jedoch bin ich dem mindestens näher gekommen, denke ich. Mir ist vor kurzem eines bewusst geworden: ich bin zu abhängig von äußeren Strukturen. Es gab immer Leute, die mir gesagt haben, was zu tun ist. Da war halt die Schule mit der Anwesenheit und den Hausaufgaben, die Eltern mit der Haushaltsführung. Im Studium aber gibt es all das nicht. Man schwebt frei in einem Raum und muss ihn sich selbst organisieren, vor allem in den Semesterferien, die bei mir nur aus Hausarbeiten bestehen. Kaum Termine und Verpflichtungen, kein geregelter Tagesablauf. Natürlich, ich kann mir selbst ein Gerüst basteln. Aber da kommen wir zu Teil zwei meines Problems. Mir mangelt es nicht einfach nur an der Motivation, bestimmte Dinge zu erledigen. Nein, ich habe einfach gar keinen Antrieb. Und wenn, dann ist er so weit vergraben, dass er mir nicht hilft. Ich habe mir viele Videos zu Motivation angeschaut. Überall das gleiche: schreibe dir auf, was deine Ziele sind. Was willst du im Leben erreichen? Wofür stehst du morgens auf? Worauf arbeitest du hin? Und meine Antwort: Nichts.
Versteh mich nicht falsch, werter Mitfreak, ich habe durchaus einen Grund zum Leben. Schlichtweg der, dass ich es nicht beenden will. Intuitive Abneigung. Hinzu kommt die Hoffnung, dass es irgendwann klick macht und ich weiß was ich damit anfangen soll. Außerdem sehe ich durchaus die vielen schönen Dinge in der Welt und erfreue mich täglich an Kleinigkeiten. Ich stehe auf, weil ich dann trainieren kann und ein leckeres Frühstück bekomme, und manchmal, weil ich tolle Leute treffe oder etwas anderes Schönes ansteht. Aber ich habe keine Ziele. Nichts, was ich erreichen möchte, keine ansatzweise realistischen Träume. Klar … irgendwie einen tollen Job, eine Familie in ein paar Jahren, reisen und so. Doch was ist es, dass ich mit Feuereifer erreichen möchte? Was zur sengenden Sonne kann ich oben auf einen Zettel schreiben, um darunter einzelne Schritte zu notieren, wie ich das große BAMDAM schaffen kann? Ich frage mich nicht nach dem Sinn des Lebens, doch nach dem Sinn, den ich meinem individuellen Leben geben möchte.
Mir scheint es, die Tage ziehen einfach vorbei, ohne, dass ich sie wirklich aktiv gelebt habe. Ich erreiche ein gesellschaftlich vorgeschriebenes und finanziell vermutlich sinnvolles Ziel nach dem anderen, ohne eine Verbindung dazu zu haben. Vielleicht habe ich deshalb den Großteil von Kindheit und Jugend in Fantasywelten verbracht. Doch mal ganz ehrlich: hätte ich Hogwarts besucht, dann hätte ich vermutlich auch nicht gewusst, was ich mit meiner Zeit danach anfangen soll.

Ich muss es finden. Das, was den Wind in mein Leben bringt. Und ich muss lernen, mir selbst Strukturen zu schaffen. Ich weiß zwar nicht genau, was ich beruflich machen will. Aber ich weiß, dass ich nicht irgendwo sitzen und Befehle abarbeiten will. Vermutlich werde ich eine leitende Position inne haben oder selbstständig herumwuseln. Eigene Strukturen werde ich also noch brauchen.
Zwei Dinge werde ich tun. Zum einen wurschtel ich mich durch meinen Kram. Alles entsorgen, was ich nicht unbedingt brauche. Schon seit einiger Zeit liebäugle ich mit der Freiheit der Minimalisten. Zwar bin ich viel zu künstlerisch visuell ästhetisch, um mich von Deko zu trennen, doch es gibt viel, das ich nicht brauche. Kleidung, Gegenstände, aber auch Links in meinen Browserfavoriten. Im gleichen Atemzug lösche ich YouTube von meiner Favoritenleiste, denn dann werde ich nicht automatisch daran erinnert und besuche die Seite hoffentlich nur noch, wenn mir gerade wirklich der Sinn nach visueller Ablenkung steht. Dann muss ich tief durchatmen und alle YT-Kanäle deabonnieren, die mir nicht wirklich etwas bringen. Nur die aller besten Unterhaltungskanäle werde ich behalten, sowie die besten Informationschannels. Nichts spricht dagegen, in einem Dokument eine Liste aller anderen Kanäle zu speichern, für den Fall, dass ich irgendwann mal wieder schauen will, welche Flachwitze die aussortierten Kanäle so raus gehauen haben. Aber täglich muss das nun wirklich nicht sein.
Währenddessen muss ich meine Ziele und Träume finden. Ich gehöre zu den Leuten, die ihre Gedanken gerne im Kopf behalten. Da gehören sie schließlich hin, vor allem die Privaten. Ich hasse Tagebücher aller Art (obwohl ein Blog für mich etwas anderes zu sein scheint) und genau so lächerlich finde ich es, mir aufzuschreiben, was ich kann und mag und möchte. Aber da jahrelanges inoffizielles Rumgrübeln zu nichts geführt hat, werde ich mir jetzt ein Notizbuch schnappen und ALLES aufschreiben. Egal wie klein und nichtig, sofern es mit meinen Wünschen, Träumen, Zielen, Vorlieben und den jeweiligen Gegenteilen zu tun hat, landet es ab sofort in dem Buch. Jeden Sonntag wird geschaut, was so zustande gekommen ist und ich protokolliere meinen Fortschritt. Irgendwann muss dabei doch herauskommen, was ich mit meiner Erdenzeit anstellen will. Eines weiß ich ja immerhin: eigentlich will ich erfolgreich publizierender Autor werden. Wenn ich ehrlich bin, Traumjob seit ich 10 bin. Doch stets verworfen, da unsicher und schwer und letztendlich dann auch nie viel dafür getan. Dabei kann ich ohne überheblich zu sein sagen, dass das Schreiben mir liegt. Vielleicht mein einziges Talent. Das kommt mal gleich in mein Büchlein.

Dann hoffe ich mal auf Erfolg und wünsche auch dir welchen, bei was auch immer du erreichen möchtest.
Lebe mit dem Wind.
Deine Nekromantika

Hilfe, die Welt ist zu groß – meine Erfahrungen mit Hochsensibilität

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Howdyhoh meine Gruselfreunde, Verrückten und Verirrten!

Ich habe lange überlegt, wie ich darüber schreiben soll und weiß es immer noch nicht. Schreibe ich also einfach drauf los. Das mache ich ja sonst nie~~~
Die meisten Leute kennen diese Tage, an denen einfach alles zu viel ist. Man hat irgendwie Stress, und viel um die Ohren, die ganzen Leute um einen herum sind etwas nervig, man ist froh, wenn man daheim ist und seine Ruhe hat. Es gibt aber auch solche Leute, denen es einfach jeden Tag so geht, sogar noch intensiver. Zu diesen Leuten gehöre ich. Mir ist schnell alles zu laut, zu voll, zu hell, zu bunt, zu informationsüberladen. Gesellschaft ist gut, aber mit mehr als fünf Leuten bin ich eigentlich überfordert. Gespräche in Kneipen und ähnlich lauten und vollen Gebäuden sind ein Graus für mich. Wenn auch nur der Fernseher läuft, während ich ein Gespräch mit einer einzelnen Person führe, kann es sein, dass ich dem Gespräch nicht mehr folgen kann – weil ich trotzdem alles um mich herum mitbekomme. Ich sehe viele Details, höre auf meine Umgebung. Nun gibt es mittlerweile Menschen in der Wissenschaft, die sich mit Leuten wie mir beschäftigen. Es hat sich ein Begriff herausgebildet: Hochsensibilität.

Es gibt mehrere Anzeichen für Hochsensibilität. Reizüberflutung, also meine eben geschilderten Erfahrungen, sind eines dieser Anzeichen. Ich möchte hier keinen wissenschaftlichen oder belehrenden Beitrag schreiben. Stattdessen werde ich weiter von dem berichten, was Hochsensibilität für mich persönlich bedeutet. Aber am Ende gibt es ein paar Links zu Seiten mit mehr Informationen und auch Tests. Generell sind Persönlichkeitstests aller Art immer mit Vorsicht zu genießen, aber bisher habe ich alle Tests für potentielle Hochsensible recht sinnvoll gefunden.

Gut. Ich bin schnell mit einer Situation überfordert, da waren wir stehen geblieben. Daher ziehe ich mich gerne zurück. Ein abgedunkeltes Zimmer, mindestens aber meine Kopfhörer mit angenehmer Musik. Wie stark mich mein Umfeld beeinflusst, hängt von meiner Tagesform ab. Wenn es mir gut geht, macht mir die Überreizung nicht sehr zu schaffen, ich bin am Ende des Tages lediglich etwas geschlaucht. Geht es mir nicht ganz so gut, bekomme ich tagsüber häufiger Kopfschmerzen, wenn ich draußen unterwegs bin (z.B. in der lauten vollen Uni), fühle mich beengt und überfordert. Es kommt vor, dass ich, wenn ich aus dem überschaubaren Hörsaal heraus komme, wie ein kleines verlorenes Kind in der großen Unihalle stehe. All die Leute, Gerüche, Plakate, Infostände, Geräusche, Gespräche. Ich schaue mir eben einfach alles an. Wenn ich hingucke, dann sehe ich, was da ist. Ich registriere nicht einfach Bücherstand, sondern Bücherstand mit einem mittel alten Herrn dahinter, in der Kiste dahinten sind wahrscheinlich wieder Romane, da liegen Lesezeichen aus, soll ich mir eines mitnehmen? Das Tischtuch ist komisch, wirft da solche Falten – oh, bald ist die Nacht der Klänge! – warum reden die über alte Brötchen? Ich glaube ich habe gar kein Geld für Bücher, das große in weiß sieht cool aus. „Mhhhh? Was hast du gesagt?“ Und schon wieder ein Gespräch nicht mitbekommen, das wichtiger wäre als das drei Leute weiter, das mich gar nichts angeht, und außerdem von alten Brötchen handelt statt von der bald anstehenden Klausur.

Es ist aber nicht nur die alltägliche Verwirrung und Überforderung (die übrigens in großen Supermärkten noch mal ’ne Schippe drauf legt), die ich unter Hochsensibilität fassen würde. Wissenschaftlich ausgedrückt, habe ich vermutlich einen hohen EQ. Emotionale Intelligenz. Mal ganz lappidar ausgedrück heißt das für mich einfach, dass ich Emotionen anderer sehr gut wahrnehme, aber auch, dass sie mich leicht beeinflussen. Ich verstehe andere gut, bin sehr mitfühlend. Daher geht es mir auch oft schlecht, wenn es meinem Umfeld schlecht geht und ich freue mich, wenn andere sich freuen. Praktisch, sowohl im Umgang mit realen Leuten als auch beim kreativen Schreiben. Aber auch anstrengend, wenn man ständig mitgerissen wird. Darüber hinaus schwanken meine eigenen Emotionen aber auch stark. Mich trifft sowas wie das Aussterben von Tierarten, übermäßige Waldrodung etc. persönlich. Ich finde das sehr traurig und deshalb bin ich auch oftmals traurig, wenn ich darüber nachdenke. Nicht dieses „oh, ich bedauere das“-traurig sondern mehr das „ich weine nicht, hab‘ nur was im Auge“-traurig. Ich denke viel nach, reflektiere viel, analysiere, problematisiere, kritisiere usw. Ab und an liege ich einfach rum und weine. Ich bin einfach ernsthaft traurig, wenn ich vom grausigen Schicksal der Welt höre, mich trifft das direkt mit Vollkaracho mitten ins Herz. BAM.

Es heißt immer auf Infoseiten über Hochsensibilität, dass das eine Gabe ist. Mag sein. Ich beklage mich auch nicht. Aber die direkten Auswirkungen sind meines Empfindens nach eher negativer Natur. Ich heule bei fast jedem Film, entweder weil er traurig ist, weil er fröhlich ist oder weil ein Charakter gerade weint, wenn Tiere oder Kinder sterben sowieso, aber auch wenn ein riesen großer Baum gefällt wird, der den blauen Menschen total wichtig war. Horrorfilme sind ein Grauen für mich, mein Herz rast wie nix gutes und ich habe tagelang noch Angst. Zum Glück gibt es ein paar gute Trash-Horrorfilme, die sind nicht so schlimm. Ständig bin ich damit beschäftigt, meinen Tag so schlicht wie möglich zu halten. Wenn ich nur die leise Vermutung habe, jemand ist nicht gut auf mich zu sprechen, endet das in einem inneren Monolog, aus dem nur Panik herauskommt. Wenn ich mir dessen nicht bewusst wäre, würde ich mich wohl den ganzen Tag nur entschuldigen und jeden fragen: „Ist alles okay? Habe ich was falsch gemacht?“. Denn außerordentlich harmoniebedürftig bin ich obendrauf.
Auf welt.de gab/gibt es einen schönen Beitrag zu dem Thema Hochsensibilität. Leider habe ich den Link nicht mehr, aber noch folgendes, meiner Meinung nach zutreffendes, Zitat:

„Generell sind wir Hochsensiblen große Grübler, müssen alles in allen Facetten durchdenken. Viel Energie verwenden wir darauf, unsere Gefühle zu ergründen und uns in andere hineinzufühlen. Es fällt uns schwer, schnelle Entscheidungen zu treffen. Außerdem sind wir schnell überreizt, leichter müde, weinen öfter.“ – welt.de

In den letzten Jahren habe ich gelernt, mit all dem umzugehen. Ich versuche meinen Tag klein zu halten und mir Freiraum zu nehmen. Vor allem die Meditation hilft mir, mit meinen intensiven und wechselnden Emotionen zurecht zu kommen, sie zu akzeptieren und geduldig abklingen zu lassen. Ich meide zwar außerhalb von einigen auserwählten Konzerten die Massen, aber ich ziehe mich nicht vollständig aus dem Leben zurück. Notizbücher sind meine ständigen Begleiter, so kann ich alles aufschreiben, um den Kopf freizuhalten und immer eine Struktur bei mir zu haben, die mir sagt, was zu tun ist, falls ich ratlos herumstehe. Alle Klausuren, Hausarbeiten und sonstigen Dinge sowie die ganzen Termine etc. zu meistern, ist dennoch nicht leicht. Aber ich gebe mein Bestes und versuche, mich von Aufgabe zu Aufgabe durch die Woche zu hangeln. Bisher hat am Ende ja immer alles geklappt. Mein Leben ist chaotisch und manchmal riiieeesig, aber mit etwas Entschlossenheit und einem Löffel kann man sich durch jeden Puddingberg buddeln!

Und hier die versprochenen Links. Keine Garantie auf wissenschaftliche Korrektheit usw. usf. bla bla.
http://www.hochsensibel.org/startseite/infotext.html

Hochsensibilität als Gabe

Hochsensibel Test

Herzlich Willkommen . . .

Möge die Finsternis mit dir sein,
deine Nekromantika

post scriptum: falls die Links komisch formatiert sind, da kann ich nix für. WordPress spinnt mal wieder. Oder ich spinne, aber noch kann ich nicht mal stricken, warum soll ich also spinnen?