Audivisuelles Studieren für sensible Fledermäuse mit Hang zur Prokastination

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Lernen ist toll. Arbeiten kann auch Spaß machen. Aber dergleichen ist bei weitem nicht immer einfach. Manchmal hat man keine Lust, man fühlt sich nicht gut, Emotionen spielen verrückt, man ist unkonzentriert und abgelenkt, möchte raus in die Sonne, lieber wieder spielen oder anderen Freizeitbeschäftigungen nachgehen.
Ich habe früher immer prokastiniert, und ich tu es auch heute noch gerne. Der Unterschied zu früher (vor meinem Studium und die ersten zwei drei Semester) und heute ist, dass ich gezielt prokastiniere. Mittlerweile kenne ich meine Macken und meinen Rythmus und weiß daher, wie ich arbeiten muss. Wichtig für mich war festzustellen, was mich motiviert und am Ball hält – bzw. an der Arbeit. Es gibt nämlich mehrere Dinge, die ich beachten muss:

  • Ich lerne visuell. Einerseits kann ich mir bildlich dargestelle Materialien besser merken. Anderseits ist für mich Schönheit einfach wichtig. Ästhetisch ansprechendes motiviert mich und macht mich glücklich.
  • Ich brauche häufig Geräusche. Manchmal Musik. Manchmal auch nichts, aber dann bin ich bereits so motiviert und arbeitsfreudig, dass ich auch keine Probleme habe mich mit den Materialien auseinander zu setzen.
  • Ich bin sehr empfindlich, wenn es um Ableknungen, Emotionen etc. geht. Das heißt ich werde schnell negativ beeinflusst. Aber das kann man auch nutzen. Zauberwort Imagination.

Weil ich weiß, dass es mehr komische Leute wie mich gibt, die unheimlich Probleme damit haben, sich ernsthaft langfristig mit etwas auseinanderzusetzen, gute Arbeit zu leisten und zu lernen, möchte ich hier nun meine Tipss sammeln, die mir helfen. Vielleicht hilft dir auch etwas. Auch wenn du kein Student bist. Künstler und Beamte arbeiten ja genau so, entgegen dem was böse Zungen behaupten.

Audio – Weil Stille nicht für Jeden ist

Jeder mag ja bekanntlich anderes. Hier also eine kuzre Liste der Musik und Geräuschkulissen, die ich mir des öfteren anhöre.

Klaviermusik mit anderer instrumentaler Begleitung (Streicher), durchaus bekannte Melodien. Positive Stimmung, trotzdem tiefsinnig und ruhig

35 Minuten elektronische Musik, entspannend, anregend, interessant. Fürs Anfangen der Arbeit oder Kreatives, oder einfach Entspannung

Sehr ruhig sehr entspannend, wundervoll im Hintergrund, denn es nimmt nicht viel Aufmerksamkeit weg, emotional anpassungsfähig

Visuell – Merken und Fühlen

Wissenschaftler haben ja schon längst gesagt: Mancher lernt eben gut, wenn er sieht. Ich mag daher Schaubilder. Weiterhin sind meine Notizen, egal ob zum Lernen oder fürs Schreiben, meistens recht bunt. Selbst ein paar Farben sorgen dafür, dass ich Inhalte strukturierter aufnehme und besser verarbeiten kann. Aber natürlich dürfen auch kleine hässliche Zeichnungen nicht fehlen. Hässlich, na und? Wenn schon Begriffe wie „marginal man“ in einem Text auftauchen, dann MUSSS man doch einen Strichmännchensuperheld mit dreieckigem Cape malen! Viele Inhalte kann man mit Pfeilen verknüpfen oder mit merkwürdigen Eselsbrücken ergänzen, die nur man selbst versteht.
Herumkritzeln allein hebt doch schon ungemein die Laune und die Lust am Arbeiten. Davon abgesehen ist es für mich aber auch von unschätzbarem Wert, Bilder als Inspiration und Motivation parat zu haben. Einerseits motivieren mich schöne Landschaften und Orte, ja sogar mein aufgeräumter und frisch dekorierter Schreibtisch oder ein neuer Kollegeblock. Anderseits erfüllen auch Bilder von anderen arbeitenden Leuten mich mit Mut, egal ob fiktionale Charaktere oder Bilder von sogenannten studyblogs auf Tumblr. Diesbezüglich ist natürlich das allerbeste ein echter Mensch. Ich kann nur jedem emfpehlen, sich mit fleißigen und inspirierenden Leuten zu umgeben. Immer, wenn ich erzählt bekomme, was andere so leisten und schaffen und die Begeisterung in ihren Augen sehe und in ihrer Stimme höre, dann bin ich gleich mit-motiviert und möchte sofort loslegen! Das hält oftmals sogar für ein paar Tage an. Also ein bis zwei mal die Woche diese meine Freunde zu treffen ist nicht nur für den Moment wunderbar, sondern gibt mir noch viel mehr. Aber denk daran, dieses tolle Geschenk mit einem Knuddler oder einem Keks hie und da zu erwiedern 😉

Imagination – Gedacht ist fast gemacht

Das heißt nicht, dass ich mir vorstelle ich hätte meine Hausarbeit geschrieben und mich dann für den Rest des Tages zurücklehne. Nun, manchmal vielleicht. Aber pssst. Was ich mit Imagination meine, ist von der Idee her ganz einfach: ich stelle mir Schönes vor. Warum mich das motiviert? Weil ich schnell auf Einflüsse reagiere, vor allem wenn ich mich darauf einlasse. Ein Ort, ein Geruch, ein umgeknicktes Blatt, ein Lächeln, eine lustlose Haltung – egal ob von Außen oder Innen – mein Umfeld kann großen Einfluss auf mich haben. Daher funktioniert es recht gut, mich in eine positive Stimmung zu versetzen, indem ich mir etwas Tolles vorstelle.

Meine Liebe zu Fantasyromanen macht das noch Spannender: ich stelle mir vor in der Bibliothek in Hogwarts zu sitzen, umgeben von Leuten wie Hermine Granger, die fleißig auf ihr Pergament kritzeln und einen riesigen Stapel Bücher vor sich haben. Ich träume mich ein mein perfektes Traumcafé und tu so, als würde ich dort arbeiten. Bei dem Schein einer Öllampe in einem Zelt zu lesen, während der Regen fröhlich prasselt, macht gleich viel mehr Spaß.
Im Zweifelsfall stelle ich mir meine liebsten fiktionalen Charaktere vor, diejenigen, die fleißig sind und Unglaubliches leisten. Dann frage ich mich: was würden sie nun tun? Wie würden sie mit meinen Emotionen und Lustlosigkeit zurecht kommen? Was würden sie sagen, wären sie jetzt bei mir? Ein großes Vorbild von mir, neben Hermine, ist tatsächlich einer meiner Rollenspielcharaktere (Forenrollenspiel, wir schreiben also alle sowas wie eine Geshcichte zusammen): ein sehr traditioneller Japaner mit allen Tugenden, die mir da so klisheehaft eingefallen sind. Natürlich hat er auch seine Schnitzer, die ihn interessant machen. Aber er liebt Ästhetik sogar noch mehr als ich und seine ruhige, durch und durch fleißige und beständige Art ist einfach unendlich beruhigend und inspirierend. Arigato.

Und da sind wir auch am Ende meiner Tipps und Tricks für ein spaßig-produktives Arbeiten. Ich denke, der Kasus Knacktus ist einfach, es sich so angenehm wie möglich zu machen und sich selbst zu kennen.

Als dann, liebster Gruftbesucher, man liest sich, oder nicht.
Deine Nekromantika

Lebenswinde

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Inmitten von Lebensphasen.

Mein lieber Gruftbesucher, wenn du magst, setzte dich zu mir und höre mir zu. Oder gehe vorüber und kehre beizeiten zurück, denn die Sterne scheinen günstig zu stehen und mir meine Welt-Netz-Präsenz zu gewähren.

Scheue nicht die Lyrik. Oder wenn doch, möge dich trösten: von banalem Gefalsel bis zu philosophischen Exkursen könnte bald wieder alles hier zu lesen sein. Möge das Licht des Mondes auf uns scheinen und möge ein Feuer stets die Seiten unserer Lektüre beleuchten.

Weißt du, mein Freund, an manchen Tagen,
in manchen Jahren und Stunden,
es kann dir gut gehen oder schlecht,
dann wachst du auf, siehst die Welt,
siehst dich,
und egal ob alles gut ist
oder nicht,
du fragst dich.

Kennst du das? Du fragst dich Dinge.
Viele.
Mehr oder weniger bedeutend.
Du suchst sich selbst, und die Welt und
überhaupt alles.
Weil nichts klar ist, obwohl
obwohl alles klar schien.
Bis eben,
da,
kurz bevor,
du einmal zu genau hingesehen hast.

Es ist ein wach werden und einschlafen,
ein hinsehen und wegsehen,
ein –
ein Durcheinander ohne Worte,
die es beschreiben könnten.
So geht es auch mir. Vor allem mir?
Kennst du es überhaupt?

Ich will und tu nicht,
ich tu und will nicht,
mal läuft die Mechanik wie geschmiert und
dann bricht alles zusammen,
was nie heil gewesen war,
ja, ich glaube, ich weiß,
ich muss es erst bauen,
konstruieren ohne festen Grund,
denn Sicherheiten gibt es nicht.

Ich analysiere und empfinde und denke
und dann weine ich
und lache
und die Welt dreht sich weiter,
mit mir und ohne mich – irgendwie,
wie weiß ich nicht,
sicherlich,
merkwürdig.

Während alles sich dreht,
steh ich still,
atemlos,
verwirrt,
unsicher,
kämpfend.
Immer wieder, niedergeschlagen,
verzweifelnd aufgebend,
Hoffnung wiederfindend,
vergessend, nur um mich dann doch zu erinnern
und aufs Neue loszuziehen,
ins Unbekannte,
ins Wahnsinnige,
ins Unbegreifliche.

Mit Siebenmeilenstiefeln mag mein Geist schreiten,
nicht der Rest,
der steht still,
soeben gedacht, nicht gemacht,
keine Taten nach der Erkenntnis,
und letztendlich
bewegt sich nichts.
Aber das macht mir nichts,
das soll nichts heißen,
nichts, was mich abhält
zu tun, was ich will.

Denn irgendwann werde ich,
vielleicht jetzt schon, wenn nicht,
später dann, bestimmt, weil –
weil ich es weiß.
Weil ich es kann.
Weil keine Reise,
kein Hindernis
mich jemals niederwerfen
und festhalten kann.
Auch nicht ich selbst,
nein, ich bestimmt nicht,
ich will nicht,
ich will
will weiter.
Werde weiter
gehen
leben
hoffen
streben
machen
sein.

Kein Fehler wird das Vergangene trüben
kein Umstand meine Beine fesseln,
kein widriger Weg den Fortgang hemmen.

Kampf allen Dämonen,
allen Wesen da,
da oder nicht,
nicht fressen oder gefressen werden,
sondern sehen, fragen, gehen
und niemals enden.

Problem identifiziert, vielleicht

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Lebensfragen Karte

Mal wieder etwas privat aus dem Nähkästchen geplaudert.

Ich habe ein Problem. Oder mehrere. Aber nehmen wir mal an, es wäre eines. Welches? Keine Ahnung. Symptome: Müdigkeit, Lustlosigkeit, chronisches rumliegen, Motivationsloch, angucken sinnloser Videos und schlechter Animes, Prokastination. Manchmal dachte ich mir, ich sei depressiv. Aber … nee. Und selbst wenn, das eigentliche Problem wäre dann doch die Ursache für die Depression und nicht die Depression selbst. Abgesehen davon halte ich nichts von solchen Diagnosen. Erst recht nicht, wenn sie von mir kommen 😀

Ob ich die Lösung für meine konstante Unproduktivität und Motivationslosigkeit gefunden habe, weiß ich nicht. Jedoch bin ich dem mindestens näher gekommen, denke ich. Mir ist vor kurzem eines bewusst geworden: ich bin zu abhängig von äußeren Strukturen. Es gab immer Leute, die mir gesagt haben, was zu tun ist. Da war halt die Schule mit der Anwesenheit und den Hausaufgaben, die Eltern mit der Haushaltsführung. Im Studium aber gibt es all das nicht. Man schwebt frei in einem Raum und muss ihn sich selbst organisieren, vor allem in den Semesterferien, die bei mir nur aus Hausarbeiten bestehen. Kaum Termine und Verpflichtungen, kein geregelter Tagesablauf. Natürlich, ich kann mir selbst ein Gerüst basteln. Aber da kommen wir zu Teil zwei meines Problems. Mir mangelt es nicht einfach nur an der Motivation, bestimmte Dinge zu erledigen. Nein, ich habe einfach gar keinen Antrieb. Und wenn, dann ist er so weit vergraben, dass er mir nicht hilft. Ich habe mir viele Videos zu Motivation angeschaut. Überall das gleiche: schreibe dir auf, was deine Ziele sind. Was willst du im Leben erreichen? Wofür stehst du morgens auf? Worauf arbeitest du hin? Und meine Antwort: Nichts.
Versteh mich nicht falsch, werter Mitfreak, ich habe durchaus einen Grund zum Leben. Schlichtweg der, dass ich es nicht beenden will. Intuitive Abneigung. Hinzu kommt die Hoffnung, dass es irgendwann klick macht und ich weiß was ich damit anfangen soll. Außerdem sehe ich durchaus die vielen schönen Dinge in der Welt und erfreue mich täglich an Kleinigkeiten. Ich stehe auf, weil ich dann trainieren kann und ein leckeres Frühstück bekomme, und manchmal, weil ich tolle Leute treffe oder etwas anderes Schönes ansteht. Aber ich habe keine Ziele. Nichts, was ich erreichen möchte, keine ansatzweise realistischen Träume. Klar … irgendwie einen tollen Job, eine Familie in ein paar Jahren, reisen und so. Doch was ist es, dass ich mit Feuereifer erreichen möchte? Was zur sengenden Sonne kann ich oben auf einen Zettel schreiben, um darunter einzelne Schritte zu notieren, wie ich das große BAMDAM schaffen kann? Ich frage mich nicht nach dem Sinn des Lebens, doch nach dem Sinn, den ich meinem individuellen Leben geben möchte.
Mir scheint es, die Tage ziehen einfach vorbei, ohne, dass ich sie wirklich aktiv gelebt habe. Ich erreiche ein gesellschaftlich vorgeschriebenes und finanziell vermutlich sinnvolles Ziel nach dem anderen, ohne eine Verbindung dazu zu haben. Vielleicht habe ich deshalb den Großteil von Kindheit und Jugend in Fantasywelten verbracht. Doch mal ganz ehrlich: hätte ich Hogwarts besucht, dann hätte ich vermutlich auch nicht gewusst, was ich mit meiner Zeit danach anfangen soll.

Ich muss es finden. Das, was den Wind in mein Leben bringt. Und ich muss lernen, mir selbst Strukturen zu schaffen. Ich weiß zwar nicht genau, was ich beruflich machen will. Aber ich weiß, dass ich nicht irgendwo sitzen und Befehle abarbeiten will. Vermutlich werde ich eine leitende Position inne haben oder selbstständig herumwuseln. Eigene Strukturen werde ich also noch brauchen.
Zwei Dinge werde ich tun. Zum einen wurschtel ich mich durch meinen Kram. Alles entsorgen, was ich nicht unbedingt brauche. Schon seit einiger Zeit liebäugle ich mit der Freiheit der Minimalisten. Zwar bin ich viel zu künstlerisch visuell ästhetisch, um mich von Deko zu trennen, doch es gibt viel, das ich nicht brauche. Kleidung, Gegenstände, aber auch Links in meinen Browserfavoriten. Im gleichen Atemzug lösche ich YouTube von meiner Favoritenleiste, denn dann werde ich nicht automatisch daran erinnert und besuche die Seite hoffentlich nur noch, wenn mir gerade wirklich der Sinn nach visueller Ablenkung steht. Dann muss ich tief durchatmen und alle YT-Kanäle deabonnieren, die mir nicht wirklich etwas bringen. Nur die aller besten Unterhaltungskanäle werde ich behalten, sowie die besten Informationschannels. Nichts spricht dagegen, in einem Dokument eine Liste aller anderen Kanäle zu speichern, für den Fall, dass ich irgendwann mal wieder schauen will, welche Flachwitze die aussortierten Kanäle so raus gehauen haben. Aber täglich muss das nun wirklich nicht sein.
Währenddessen muss ich meine Ziele und Träume finden. Ich gehöre zu den Leuten, die ihre Gedanken gerne im Kopf behalten. Da gehören sie schließlich hin, vor allem die Privaten. Ich hasse Tagebücher aller Art (obwohl ein Blog für mich etwas anderes zu sein scheint) und genau so lächerlich finde ich es, mir aufzuschreiben, was ich kann und mag und möchte. Aber da jahrelanges inoffizielles Rumgrübeln zu nichts geführt hat, werde ich mir jetzt ein Notizbuch schnappen und ALLES aufschreiben. Egal wie klein und nichtig, sofern es mit meinen Wünschen, Träumen, Zielen, Vorlieben und den jeweiligen Gegenteilen zu tun hat, landet es ab sofort in dem Buch. Jeden Sonntag wird geschaut, was so zustande gekommen ist und ich protokolliere meinen Fortschritt. Irgendwann muss dabei doch herauskommen, was ich mit meiner Erdenzeit anstellen will. Eines weiß ich ja immerhin: eigentlich will ich erfolgreich publizierender Autor werden. Wenn ich ehrlich bin, Traumjob seit ich 10 bin. Doch stets verworfen, da unsicher und schwer und letztendlich dann auch nie viel dafür getan. Dabei kann ich ohne überheblich zu sein sagen, dass das Schreiben mir liegt. Vielleicht mein einziges Talent. Das kommt mal gleich in mein Büchlein.

Dann hoffe ich mal auf Erfolg und wünsche auch dir welchen, bei was auch immer du erreichen möchtest.
Lebe mit dem Wind.
Deine Nekromantika

Hilfe, die Welt ist zu groß – meine Erfahrungen mit Hochsensibilität

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Howdyhoh meine Gruselfreunde, Verrückten und Verirrten!

Ich habe lange überlegt, wie ich darüber schreiben soll und weiß es immer noch nicht. Schreibe ich also einfach drauf los. Das mache ich ja sonst nie~~~
Die meisten Leute kennen diese Tage, an denen einfach alles zu viel ist. Man hat irgendwie Stress, und viel um die Ohren, die ganzen Leute um einen herum sind etwas nervig, man ist froh, wenn man daheim ist und seine Ruhe hat. Es gibt aber auch solche Leute, denen es einfach jeden Tag so geht, sogar noch intensiver. Zu diesen Leuten gehöre ich. Mir ist schnell alles zu laut, zu voll, zu hell, zu bunt, zu informationsüberladen. Gesellschaft ist gut, aber mit mehr als fünf Leuten bin ich eigentlich überfordert. Gespräche in Kneipen und ähnlich lauten und vollen Gebäuden sind ein Graus für mich. Wenn auch nur der Fernseher läuft, während ich ein Gespräch mit einer einzelnen Person führe, kann es sein, dass ich dem Gespräch nicht mehr folgen kann – weil ich trotzdem alles um mich herum mitbekomme. Ich sehe viele Details, höre auf meine Umgebung. Nun gibt es mittlerweile Menschen in der Wissenschaft, die sich mit Leuten wie mir beschäftigen. Es hat sich ein Begriff herausgebildet: Hochsensibilität.

Es gibt mehrere Anzeichen für Hochsensibilität. Reizüberflutung, also meine eben geschilderten Erfahrungen, sind eines dieser Anzeichen. Ich möchte hier keinen wissenschaftlichen oder belehrenden Beitrag schreiben. Stattdessen werde ich weiter von dem berichten, was Hochsensibilität für mich persönlich bedeutet. Aber am Ende gibt es ein paar Links zu Seiten mit mehr Informationen und auch Tests. Generell sind Persönlichkeitstests aller Art immer mit Vorsicht zu genießen, aber bisher habe ich alle Tests für potentielle Hochsensible recht sinnvoll gefunden.

Gut. Ich bin schnell mit einer Situation überfordert, da waren wir stehen geblieben. Daher ziehe ich mich gerne zurück. Ein abgedunkeltes Zimmer, mindestens aber meine Kopfhörer mit angenehmer Musik. Wie stark mich mein Umfeld beeinflusst, hängt von meiner Tagesform ab. Wenn es mir gut geht, macht mir die Überreizung nicht sehr zu schaffen, ich bin am Ende des Tages lediglich etwas geschlaucht. Geht es mir nicht ganz so gut, bekomme ich tagsüber häufiger Kopfschmerzen, wenn ich draußen unterwegs bin (z.B. in der lauten vollen Uni), fühle mich beengt und überfordert. Es kommt vor, dass ich, wenn ich aus dem überschaubaren Hörsaal heraus komme, wie ein kleines verlorenes Kind in der großen Unihalle stehe. All die Leute, Gerüche, Plakate, Infostände, Geräusche, Gespräche. Ich schaue mir eben einfach alles an. Wenn ich hingucke, dann sehe ich, was da ist. Ich registriere nicht einfach Bücherstand, sondern Bücherstand mit einem mittel alten Herrn dahinter, in der Kiste dahinten sind wahrscheinlich wieder Romane, da liegen Lesezeichen aus, soll ich mir eines mitnehmen? Das Tischtuch ist komisch, wirft da solche Falten – oh, bald ist die Nacht der Klänge! – warum reden die über alte Brötchen? Ich glaube ich habe gar kein Geld für Bücher, das große in weiß sieht cool aus. „Mhhhh? Was hast du gesagt?“ Und schon wieder ein Gespräch nicht mitbekommen, das wichtiger wäre als das drei Leute weiter, das mich gar nichts angeht, und außerdem von alten Brötchen handelt statt von der bald anstehenden Klausur.

Es ist aber nicht nur die alltägliche Verwirrung und Überforderung (die übrigens in großen Supermärkten noch mal ’ne Schippe drauf legt), die ich unter Hochsensibilität fassen würde. Wissenschaftlich ausgedrückt, habe ich vermutlich einen hohen EQ. Emotionale Intelligenz. Mal ganz lappidar ausgedrück heißt das für mich einfach, dass ich Emotionen anderer sehr gut wahrnehme, aber auch, dass sie mich leicht beeinflussen. Ich verstehe andere gut, bin sehr mitfühlend. Daher geht es mir auch oft schlecht, wenn es meinem Umfeld schlecht geht und ich freue mich, wenn andere sich freuen. Praktisch, sowohl im Umgang mit realen Leuten als auch beim kreativen Schreiben. Aber auch anstrengend, wenn man ständig mitgerissen wird. Darüber hinaus schwanken meine eigenen Emotionen aber auch stark. Mich trifft sowas wie das Aussterben von Tierarten, übermäßige Waldrodung etc. persönlich. Ich finde das sehr traurig und deshalb bin ich auch oftmals traurig, wenn ich darüber nachdenke. Nicht dieses „oh, ich bedauere das“-traurig sondern mehr das „ich weine nicht, hab‘ nur was im Auge“-traurig. Ich denke viel nach, reflektiere viel, analysiere, problematisiere, kritisiere usw. Ab und an liege ich einfach rum und weine. Ich bin einfach ernsthaft traurig, wenn ich vom grausigen Schicksal der Welt höre, mich trifft das direkt mit Vollkaracho mitten ins Herz. BAM.

Es heißt immer auf Infoseiten über Hochsensibilität, dass das eine Gabe ist. Mag sein. Ich beklage mich auch nicht. Aber die direkten Auswirkungen sind meines Empfindens nach eher negativer Natur. Ich heule bei fast jedem Film, entweder weil er traurig ist, weil er fröhlich ist oder weil ein Charakter gerade weint, wenn Tiere oder Kinder sterben sowieso, aber auch wenn ein riesen großer Baum gefällt wird, der den blauen Menschen total wichtig war. Horrorfilme sind ein Grauen für mich, mein Herz rast wie nix gutes und ich habe tagelang noch Angst. Zum Glück gibt es ein paar gute Trash-Horrorfilme, die sind nicht so schlimm. Ständig bin ich damit beschäftigt, meinen Tag so schlicht wie möglich zu halten. Wenn ich nur die leise Vermutung habe, jemand ist nicht gut auf mich zu sprechen, endet das in einem inneren Monolog, aus dem nur Panik herauskommt. Wenn ich mir dessen nicht bewusst wäre, würde ich mich wohl den ganzen Tag nur entschuldigen und jeden fragen: „Ist alles okay? Habe ich was falsch gemacht?“. Denn außerordentlich harmoniebedürftig bin ich obendrauf.
Auf welt.de gab/gibt es einen schönen Beitrag zu dem Thema Hochsensibilität. Leider habe ich den Link nicht mehr, aber noch folgendes, meiner Meinung nach zutreffendes, Zitat:

„Generell sind wir Hochsensiblen große Grübler, müssen alles in allen Facetten durchdenken. Viel Energie verwenden wir darauf, unsere Gefühle zu ergründen und uns in andere hineinzufühlen. Es fällt uns schwer, schnelle Entscheidungen zu treffen. Außerdem sind wir schnell überreizt, leichter müde, weinen öfter.“ – welt.de

In den letzten Jahren habe ich gelernt, mit all dem umzugehen. Ich versuche meinen Tag klein zu halten und mir Freiraum zu nehmen. Vor allem die Meditation hilft mir, mit meinen intensiven und wechselnden Emotionen zurecht zu kommen, sie zu akzeptieren und geduldig abklingen zu lassen. Ich meide zwar außerhalb von einigen auserwählten Konzerten die Massen, aber ich ziehe mich nicht vollständig aus dem Leben zurück. Notizbücher sind meine ständigen Begleiter, so kann ich alles aufschreiben, um den Kopf freizuhalten und immer eine Struktur bei mir zu haben, die mir sagt, was zu tun ist, falls ich ratlos herumstehe. Alle Klausuren, Hausarbeiten und sonstigen Dinge sowie die ganzen Termine etc. zu meistern, ist dennoch nicht leicht. Aber ich gebe mein Bestes und versuche, mich von Aufgabe zu Aufgabe durch die Woche zu hangeln. Bisher hat am Ende ja immer alles geklappt. Mein Leben ist chaotisch und manchmal riiieeesig, aber mit etwas Entschlossenheit und einem Löffel kann man sich durch jeden Puddingberg buddeln!

Und hier die versprochenen Links. Keine Garantie auf wissenschaftliche Korrektheit usw. usf. bla bla.
http://www.hochsensibel.org/startseite/infotext.html

Hochsensibilität als Gabe

Hochsensibel Test

Herzlich Willkommen . . .

Möge die Finsternis mit dir sein,
deine Nekromantika

post scriptum: falls die Links komisch formatiert sind, da kann ich nix für. WordPress spinnt mal wieder. Oder ich spinne, aber noch kann ich nicht mal stricken, warum soll ich also spinnen?

Zeitverschwendung

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Wenn es etwas gibt, das gefährlich leicht geschieht und das jeder kann, ganz egal wer – dann ist es Zeit verschwenden. Oh so wunderbar kann man sich den unendlichen Weiten des Internets hingeben. Belanglosigkeiten weit und breit. Hier ein Tutorial, das man nie nachmachen wird. Dort ein Kochtipp, den man nie ausprobieren wird. Unterhaltung, die eigentlich kaum unterhaltend ist, aber irgendwie begnügt man sich damit. Es ist so leicht, einfach ein Video anzumachen, einfach in eine Serie reinzuschauen, einfach durch Foren zu stöbern oder sich die lustigen Bilder auf einer dieser Bilder-Spam-Seiten anzuschauen.
Letzteres mag nicht meine Sünde sein, aber ich verschwende dennoch Zeit in Massen. Vor allem mit YouTube, Animes und sinnlosem herumgeklicke. Ja, manchmal zocke ich nichtmal – weil das ist dann doch irgendwie so … so aktiv. Anstrengend. Ich müsste denken, reagieren, meine Finger über Tastatur oder Joystick gleiten lassen. Oder lesen: mitdenken, vorstellen, Wort für Wort verstehen. Bewegung: dazu muss ich nichts sagen, oder? Doch was fällt mir so schwer daran, zu erkennen „Ich verschwende meine Zeit“ und dann etwas zu tun, was in meinen Augen keine Zeitverschwendung ist? Warum höre ich nach dem fünften Video nicht einfach auf?

Es scheint mir, als wäre Entspannung das Problem. Wenn ich von der Uni nach Hause komme und alles erledigt habe, was ich so erledigen sollte, dann habe ich freie Zeit. Da möchte man sich natürlich von all dem Tun und Machen entspannen. Genau da liegt der Fehler. Eine halbe Stunde einfach rumsitzen, vielleicht gute Musik hören, um wieder runterzukommen, in der Freizeit anzukommen – das ist gut. Aber wozu muss ich zwei oder mehr Stunden lang entspannen? Genau – ich muss das gar nicht. Nach einer halben Stunde bin ich längst wieder fit. Dann ist es an der Zeit, all die tollen Bücher zu lesen, meine Lieblingsspiele zu zocken oder etwas zu lernen, das mir wichtig ist. Ist es nicht viel entspannender, wenn man Spaß hat? Wenn man mit gutem Gewissen seine Zeit verbringen kann? Wenn man zu Bett geht und sich sagen kann: Wie schön, ich habe heute viele tolle Dinge gemacht und bin überall weitergekommen. Wie schön, ich habe das Buch durchgelesen. Wie wundervoll, jetzt kann ich schon 100 Wörter mehr in Sprache XY.

Ich habe also erkannt, dass Unternehmung schöner ist, als stundenlanges „entspannen“, welches letztendlich gar keine Entspannung darstellt. Schließlich stressen mich Gewissen und Unruhe. Ich bin unzufrieden. Hobbys bleiben liegen. Das will ich nicht. Was nun zu tun ist, ist ganz einfach. Ich versuche am besten gar nicht erst, mir einzureden, diese Gewohnheit zu ändern sei schwer. Papperlapapp, alles ist leicht, irgendwie, man muss es nur in das richtige Verhältnis setzen.

Von nun an will ich YouTube nicht mehr routiniert jeden Tag aufmachen, wenn ich Zeit habe. Ich werde es komplett aus der Favoritenleiste rausschmeißen. YouTube wird nur noch aufgerufen, wenn ich mir sicher bin, dass ich gerade gerne etwas unterhalten werden möchte. Dann erst öffne ich die Seite. Das Limit liegt bei 30 Minuten. Länger muss ich nun wirklich nicht unterhalten werden. Wenn ich mehr will, kan nich auch gerne mal ins Theater gehen, oder mich mit Freunden verabreden. Es ist ein schwachsinniger Gedanke, dass ich etwas verpassen könnte – man verpasst nie etwas. Wichtig ist nur, was man gerade tut. Das hier und jetzt. Wenn ich jetzt nicht auf YouTube surfe, dann ist das jetzt auch nicht wichtig.
Ähnlich will ich auch mit Animes und sonstigen Serien verfahren: nur zwei Folgen pro Tag, maximal. Außerdem nicht jeden Tag. Mein Verlangen hiernach ist nicht ganz so groß, ich werde mich wohl auch ohne weitere Regeln zügeln können.

Bleibt nur noch eine große Sache, mit der ich häufiger Zeit verschwende: rumliegen. Darin bin ich gut. Verdammt gut. Meistens tu ich das, weil ich müde bin. Mitten am Tag. BAM. Müde. So richtig hübsch müde. Also liege ich rum, schlafe manchmal, will ja nicht jedes Mal Kaffee trinken. Aber es hat mir bisher fast nie wirklich gut getan. Rumliegen ist nicht die Lösung. Also lasse ich es. Ganz einfach. Auch wenn ich müde bin, kann ich doch etwas tun. Statt ein kompliziertes Buch, lese ich leichte Kost. Statt anstrengendem Sport mache ich Pilates oder Yoga – Bewegung macht übrigens wach, hah! Und auch kreativ kann man sein: es muss ja nicht immer komplex sein oder gut aussehen was man so vor sich hinkritzelt. Ein O-Saft nebenbei vielleicht, das soll auch wach machen. Oder ein guter grüner Tee. Habe gestern erst 200g feinsten Temple Of Heaven gekauft.

Gar nicht erst daran denken, wie angenehm und leicht es jetzt wäre, sich hinzulegen oder ein Video zu gucken oder sich sonst sanft gehen zu lassen. Sobald ich diesen Impuls bemerke, werde ich genau das Gegenteil tun. Müde? Yoga! YouTube? Lesen! Freizeit ist nicht Freizeit, wenn man nicht frei ist zu tun, was man wirklich möchte. Wenn man sich selbst in seine bequeme Untätigkeit einlullt, tritt man seine geringe verbliebene Freiheit mit Füßen. Dann darf man sich nicht beschweren, wenn man viel zu tun hat und zu nichts kommt. Natürlich nicht! Von nichts kommt nichts, das sagt man nicht einfach nur so.

Gekritzel Ende.
Nekromantika

Verloren im Weltgeschehen – die Katze spielt mit dem Wollknäuel

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Ein Riesiges Wollknäuel. Früher oder später steht man auf und folgt dem ersten Faden, der einem gefällt. Man geht und geht und verfolgt ihn immer weiter. Auf einmal hört er auf. Doch um einen herum nimmt der Faden kein Ende. Ein neuer Faden wird gegriffen, aber da sind so viele! Welchen soll man nur verfolgen? Schon hat man sich verstrickt in einem undurchschaubaren Netz und  weiß weder wo oben noch unten ist. Mit jedem Blick, den man auf das Gewirr wirft, scheint es undruchschaubarer zu werden. Die Eindrücke rasen auf dich zu, umstricken dich, verwirren dich, bis du schwindelig sitzen bleibst und resigniert den Kopf schüttelst. Was kannst du denn schon tun? Am besten, man schneidet sich ein Stück Faden ab und konzentriert sich nur noch darauf. Oder man ignoriert das Knäul komplett.

Das Weltgeschehen war schon immer ein Wollknäul doch im Moment drängt es sich einem gerade zu auf und es wächst dem Anschein nach in’s Unermessliche an. Flüchtlinge, Terror, Krieg, politisches Brodeln, neue Regierungen, Streits, Klimagipfel.  Ich bin verwirrt und komme nicht hinterher, bin ich doch jemand, der gerne alles umfasst anstatt sich auf einen winzigen Teil zu konzentrieren. Doch zu verstehen, was da geschieht, ist mir im Moment nicht möglich. Vielleicht ginge es, wenn ich den ganzen Tag Nachrichten durchforsten würde. Aber wer hat dazu schon die Zeit? Eine halbe bis ganze Stunde reicht nicht aus – und sind wir mal ehrlich, bei der ganzen Frusttration und Verwirrung hat man da auch nicht viel Lust zu.

Dabei ist das allgemeine Durcheinander nicht einmal das, was mich wirklich frustriert. Damit käme ich klar. Globalisierung ist nun einmal verwirrend.
Was mich wirklich stört ist, dass unsere feinen Politiker die allgemeine Aufregung dazu nutzen, mal eben alle unliebsamen Dinge schnell durchzupressen. Schnell, schnell, gerade guckt niemand, lasst TTIP herein! Mein Vertrauen in die Politik war noch nie sonderlich groß. Die aktuelle Situation jedoch lässt mich nicht nur an dem Sinn unserer hohen Herren und Damen zweifeln, sondern sie führt dazu, dass ich angewidert in diese Fratzen sehe, wenn ich mir ihre eitertriefenden Reden anschaue. Zorn und Unverständnis. Keine Kompliziertheit oder angespannte Situation entschuldigt es in meinen Augen, dass man seine Bevölkerung verarscht und dumm dastehen lässt. Das ist so weit weg von einer Demokratie, wie es nur möglich ist, ohne seinen Anschein von gemeinsamer Politik gänzlich zu verlieren. Ich möchte informiert werden. Über alles. Damit ich mitreden kann. Damit ich sagen kann, welche Gesetze, Regelungen und Abkommen ich kritisch finde. Das Volk hat sowieso gefühlt keine Möglichkeit, sich aktiv in die Politik einzumischen. Doch wenn man noch nicht einmal seine Meinung kund tun kann, dann endet bei mir jede Toleranz eines imperfekten Staatssystems.

Und die Katze krallt sich hinein in das Wollknäuel,
spielt damit und wirrt das Gewirr weiter in die Wirre.

Dann haben wir da das Problem mit den vielen Flüchtlingen. Überforderung überall. Keiner rückt rechtzeitig mit den wichtigen Informationen raus. Alle schieben sich den schwarzen Peter gegenseitig zu, Schuld ist am Ende Merkel oder die Lügenpresse. Wenn ich dabei nicht aggressiv werden, dann traurig. Was soll ich sagen? Ich möchte weinen, wenn ich so viel Inkompetenz und Idioten auf einem Haufen sehe. Wenn man schon nicht mit der Situation fertig wird, was ist so schwer daran, alle darüber zu informieren? Nun, schätze wir würden nur verunsichert werden …
Urgh. Es widert mich an. Es macht mich traurig. Im Moment ignoriere ich die Nachrichten weitesgehend. Ich kann einfach nicht, kanns mir nicht mehr anhören und ansehen, mache mir zu viele Gedanken. Am Ende komme ich noch in Versuchung, mir Aliens herbeizuwünschen, die unseren Planeten pulverisieren. Nein, ein richtig schönes Feuerwerk. Ein großer Knall, Lärm – und dann Ruhe. Selige Ruhe. Ja, so pessimistisch bin ich schon geworden, dass mir das Ende aller fast lieb wäre. Ich würde gerne auswandern. Auf welchem Planeten bekomme ich wohl Asyl?

Kaffee ist eine Lüge.

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Ich habe wieder angefangen zu zeichnen. Hier ist ein Ergebnis davon. Weil ich nicht wirklich etwas schriftliches zu Pixel zubringen imstande bin, pack ich hier einfach mal meinen heutigen Tag in bebilderter Form hin. Solche Figürchen nennen sich übrigens Chibi. Für den Fall dass du, mein liebster Gruftbesucher, noch keinen Kontakt mit den japanischen Comics und ihren Eigenheiten hattest. Achso. Und ich setzte jetzt einfach mal voraus, dass du die englische Sprache verstehst. Alles was ich gedenke vielleicht mal auf deviantArt hochzuladen, wird in Englisch gehalten. Falls dir die Sprache nicht liegt, schau die Bilder an :’D
Kaffee ist eine Lüge

Ja neee, die Bilder sagen rein gar nichts über mein Aussehen aus ≧◡≦

Beweis einer Nonexistenz?

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Es gibt viele Dinge nicht. Es gibt keinen Weihnachtsmann, keinen Osterhasen, keine Zahnfee, keine Drachen, keine Vampire, keine bösen Geister, die ständig mit Keksen krümeln… das sagt man mir zumindest ständig. Aber woher wissen alle das? Ich weiß, dass es mich gibt, weil ich mich sehen und fühlen kann. Man weiß um die Kräfte der Physik, weil man sie messen, in empirischen Studien belegen kann. Aber woher wissen wir, was es NICHT gibt?

Hat jemals jemand BEWIESEN, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt? Nagut, meine Eltern behaupten, dass sie die Geschenke kaufen, nicht der W-Mann. Aber wie sieht es mit Naturgeistern aus? So etwas wie Nymphen, Feen, Kobolde? Oder Magier?

Wir sagen, dass es all diese Dinge nicht gibt, weil wir sie nicht mit unseren Sinnen wahrnehmen und auch nicht messen können. Es gibt keinen Hinweis darauf, der die Existenz von Magie oder mystischen Wesen notwendig macht. Schließlich können wir alle Phänomene erklären – und wenn nicht, naja, dann können wir das vielleicht irgendwann, aber es wird sicherlich nichts Außergewöhnliches sein. Warum denn nicht? Beweise mir, dass es keine Feen gibt! Beweise es! Nicht, dass ich auf ihre Existenz bestehe. Ganz und gar nicht, ich mag diese endlosen Theorien vom „könnte doch sein, dass…“ nicht. Aber ich mag es auch nicht, dass alles im ersten Moment nicht Rationale sofort ausgeschlossen wird. Angenommen Feen nutzen Magie, um sich vor den Menschen unsichtbar zu machen. Vielleicht existieren sie zu einem Teil in einer anderen Dimension und materialisieren sich nur dann vollständig auf unserer Erde, wenn sie sicher und alleine sind. Wie zum Henker will man das beweisen? Und wie will man das Gegenteil beweisen? Hey, ich meine: MAGIIEEEHIIIEEE. Vielleicht funktioniert sie sogar rational erklärbar. Wer weiß. Aber in jedem Fall wissen wir derzeitig nichts darüber. Also können wir doch auch nicht sagen, dass es sie nicht geben kann. Vielleicht können wir viele Dinge einfach nur noch nicht mit unseren Mitteln erfassen.

Was ich nicht sehe das gibt es nicht.

Ist das der richtige Ansatz? Ich denke nicht. Man sollte keinen Mythen nachjagen, nein. Mag ja gut sein, dass Mythen nun einmal Mythen sind. Punkt. Ende. Aus. Aber ich finde, man sollte sich immer eine Tür offen halten, den kleinen Gedanken irgendwo speichern, dass es vielleicht Dinge gibt, von denen man nichts weiß. Dinge, die man für unmöglich hält. Es glauben Menschen an unsichtbare Wesen im Himmel, die sie bestrafen und beschützen. Meine Güte, und das soll nicht weit hergeholt sein? Die Existenz von Göttern kann man genauso wenig beweisen oder widerlegen. Aber viele glauben an den ein oder anderen. Warum sich also nicht auch die Existenz von anderen Dingen als Möglichkeit notieren?

Ich finde es richtig, stets nach logischen Erklärungen zu suchen. Nur manches Mal sollte man seinen Horizont erweitern und in andere Richtungen denken. Manchmal, ja, da kommt man über die irrsinnigsten Wege zum Ziel. Und schließlich heißt es doch auch: in jedem Mythos steckt ein Funken Wahrheit.

In diesem Sinne: nichts ist unmöglich 😉

Ein Ass im Ärmel

3

Kalt. Bittersüße Kälte, die den Leib umfängt, ihn umschmeichelt. Meinen Leib. Sie dringt in mich ein, sticht, zerrt die Wärme heraus. Meine Finger spüre ich kaum noch, sie sind fast taub gefroren. Doch noch ist dort ein kaum merkliches, dumpfes Pochen. Ein sanfter Schmerz. Leider kaum noch von der Süße wie zu Beginn. Auch der Schmerz in meinen Ohren lässt nach. Meine Zehen sind kaum noch da. Laufen kann ich noch, das Blut wird weiter in Finger, Ohren und Zehen gepumpt. Denn ich bewege mich. Ich gehe. Es wäre einfacher, schneller, wenn ich mich jetzt hinlegen würde. Die Kälte würde mich gänzlich umfangen, mir die Sinne rauben. Schließlich auch mein Leben.

Aber mich treibt nicht der Tod in die Kälte. Ich lege mich nicht hin. Ich gehe weiter, folge dem Lauf der Brücke. Aus hartem kalten Stein. An den Rändern ragen lange Spitzen gen Himmel. Klein, im Vergleich zu ihren Brüdern und Schwestern in der Schlucht, die ich mit Hilfe dieser Brücke überquere. Spränge ich nun hier herunter, ich würde von langen, messerscharfen Felsen aufgespießt. Kein schöner Tod. Viel zu kurz.

Fasziniert betrachte ich die Zähne der Brücke, während ich an ihnen vorübergehe. Sie lechzen. Lechzen nach Blut. Nach meinem Blut. Denn ich bin der einzige, der hier ist. Der war. Der sein wird. Ich habe dieses Reich geschaffen. Ein lebensspendendes Heim im scharfen, kalten Tod. Ich bin der Bezwinger des Todes und manchmal der Tod selbst. Ein Irrer, sagen die einen. Der mächtigste Mann auf der Welt, so propagieren andere. Grausam, gewieft, mächtig. Irre. Immer wieder mächtig und irre. Bin ich mächtig? Nein. Bin ich irre? Vielleicht. Ich bin ich. Die anderen sind schwach. Sie sind dumm. Sie sehen nicht. Nichts. Niemals.

Herr der Finsternis nennen sie mich. Ich habe nie verstanden, wieso. Ich kann nichts dafür, dass es in dieser Gegend niemals Tag zu sein scheint. Der Sturm, dessen finstere Wolken die Sonne verdecken, ist nicht mein Verschulden. Er ist das Ergebnis vieler Faktoren. Mehr als die Hälfte davon haben sie verursacht. Sie nennen mich irre. Sie klagen über all ihre Toten, deren Verursacher ich bin. Sie jammern um die Zerstörung, die ich angerichtet habe. Mächtig nennen sie mich. Ich bin nicht mächtig. Sie sehen nicht. Nichts. Niemals.

Sie erfinden. Sie bauen. Sie vermehren sich, gleich einem tödlichen Virus. Sie sind mehr Tod als ich es bin. Sie sind dumm. Sie sind schwach. Sie sind mächtig.

Umweltverschmutzung – ihre Schuld. Ozonlöcher – ihre Schuld. Krieg – ihre Schuld, meistens jedenfalls. Ich gebe zu, gelegentlich einen Krieg anzuzetteln hat mir Spaß gemacht. Die Kälte und Finsternis – ihr Verschulden. Doch sie sehen es nicht. Sie verstehen es nicht. Sie geben mir die Schuld. Ich bin ein guter Sündenbock, in der Tat. Auf mein Konto geht viel. Bin ich mächtig? Nein.

Vielleicht bin ich irre. Nach ihrem Maßstab bin ich es. Ich fahre mit meinem Finger über eine der Felsspitzen. Sie ritzt die Haut auf, durchschneidet sie. So, wie mein Schwert schon viele dieser dummen Wesen durchschnitten hat. Der rote Lebenssaft sickert hervor. So gering ist der Schmerz. Kaum spürbar. So nah dem Tod sind meine Hände schon. Es ist faszinierend. Ich sehe meine eigene Hand sterben, bevor ich selber mich dem Tod ergebe. Sie verstehen es nicht. Dabei tun sie das gleiche. Sie verstehen nie. Niemals.

Getötet, gemordet, verletzt, besudelt, misshandelt, gepeinigt, gefoltert. So oft. So viel mehr als ich es je tun könnte. Ich, der mit einer Leidenschaft das Leben nimmt, die ihnen die Worte raubt. Ich, der seit Jahrtausenden unter ihnen wandel. Ich, der inmitten der Steinernen Hölle einen Palast geschaffen hat, jede Ecke so tödlich wie ich selbst. Ich bin es, der am Ende verliert.

Egal was ich tue, sie tun es dreimal teuflischer. Es gibt nichts mehr. Sie haben sich alles selbst genommen. Ich bin nur noch das Sinnbild ihrer eigenen Taten. Sie sagen, ich sei mächtig, weil sie ihre eigene Macht in mir sehen. Weil sie nicht sehen. Weil sie nicht wahrhaben wollen.

Mein Finger hat längst aufgehört zu bluten. Rotes Eis haftet an ihm. Ich breche es ab. Die kälte frisst sich weiter durch meinen Körper. Langsam schreite ich durch das Tor. Sofort fühlt sich alles viel wärmer an. Hier drinnen, ganz ohne Wind. Doch in Wirklichkeit ist es genauso eiskalt wie draußen. Ich sehe Dinge, die nicht da sind. Halluzinationen kurz vor dem Tod. Am Ende geht es immer schnell.

Ich sehe Kriege. Ich sehe all die Dinge, die ich getan habe. Stolz breitet sich in mir aus, Zufriedenheit. Aber dann sehe ich, was ich nicht getan habe. Sondern sie. Selbst hier, in meinem Reich, in aller Einsamkeit, finde ich keine Ruhe.
Erhaben wie immer schreite ich zu meinem Thron, geziert mit jenen Felsspitzen, die auch meiner Brücke und meinem Schloss ihren Charme verleihen. Sie künden von Schmerz. Von süßem Schmerz. Ich setze mich, die Hände im Schoß gefaltet. Ich bete nicht. Ich genieße. Wir haben Schach gespielt. Sie und ich. Schachmatt haben sie gesagt. Und: wir haben uns bereits selbst zerstört, wir brauchen dich nicht mehr. Sie denken, sie haben mir alles genommen, indem sie sich selbst alles nahmen. Nein. Das denken sie nicht. Aber ich stelle es mir so vor. Welche Erklärung gäbe es sonst dafür? Warum sollten sie sich selbst zerstören, wenn nicht, um mir ein Schnippchen zu schlagen? Ich verstehe sie nicht.

Mein Lächeln, wie es wohl jetzt aussieht? Jetzt, wo mein Körper halb erfroren ist? Es ist berühmt, mein Lächeln. Sie sagen, es sei die Grausamkeit selbst. Wie gerne würde ich dem Glauben schenken. Aber ich weiß, dass es Grausameres gibt. Sie.
Doch ich habe ein Ass im Ärmel. Mir egal, dass es ein Ass nicht gibt, beim Schach. Ich gebe mich nicht in meinem eigenen Spiel geschlagen. Es schien mir, als gebe es nichts mehr. Kein Schmerz, den ich verursachen könnte, den ich genießen könnte. Keine Süße. Ich habe mich geirrt.

Ganz langsam lege ich meine Arme auf die Lehnen meines Thrones. Ganz langsam bohrt sich die kalte, scharfe Zierde durch meine Haut. Es war gut, dass ich die Felsspitzen nur von der Sitzfläche und der Lehne entfernt habe. Das Rot tropft am Stein herunter. Schmerz, herrlicher Schmerz. So süßes Leid, süßer noch als alles, was ich in den letzten Jahrhunderten habe kosten dürfen.

Meine Knochen bieten zunächst Widerstand. Doch der Stein ist hartnäckig. Geschärft von Jahrtausenden voller kaltem Wind. Geschärft von meinem eigenen Schwert. Ich habe sie zur Perfektion gebracht. Nun bringen sie mich zur Perfektion. Mein Lebenswerk. Vollendet, mehr, mit jeder weiteren Sekunde, die mein Blut aus meinen Adern fließt. Bald wird es gefrieren. Genau wie mein Körper. Ich spüre, wie mein Bewusstsein davongleitet. Lieber, süßer Schmerz.
Verlass … mich … nicht …