Man will wissen, was man weiß, das zu wissen man wissen will

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Diese unendliche Faszination, wenn man endlich einen Mechanismus begriffen hat. Ja, das ist es! Leuchtende Augen, wenn klar wird: Wasser und Sonnenlicht sind die Nahrung dieses kleinen Samens, den man gerade in die Erde gelegt hat. Dann wächst er, macht Photosynthese, wird zu einem großen starken Baum – all das kann man begeistert in Büchern nachlesen, mit Bildern. Wie die Wurzeln sich im Laufe der Zeit ausbreiten, unsichtbar für uns, und doch so wichtig für den Wald!

Allgemein erfüllen Triumph, Stolz oder Begeisterung, schiere Freude den verstehenden Menschen. Ein Problem zu lösen, an dem man lange herumgetüftelt hat, das befriedigt. Die Welt zu verstehen, um sich selbst mit ein wenig mehr Licht der Wahrheit zu umgeben. Irgendwo gibt es immer eine Antwort. Diese zu finden ist unsere Mission. Das glauben wir, auch wenn wir das nicht wissen. Kein Tag vergeht, an dem wir nicht versuchen, etwas zu verstehen.

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Das heißt allerdings nicht, dass wir immer glücklich sind, wenn wir verstehen. Oder dass wir handeln, wenn wir wissen. Eigentlich will man nur wissen, was man vorher schon wusste, dass es einem gefallen würde, wenn dem so wäre. Alles andere will man gar nicht wirklich verstehen. Da sperrt man sich lieber. Denn was viele wissen, aber nicht verstehen wollen: wenn man versteht, fühlt man sich auch genötigt zu handeln. Undzwar so, dass es zum Verständnis passt. Man fühlt sich ja doch irgendwie ertappt, wenn man zum zweiten Dessert greift. Denn irgendwie weiß man ja, dass man das gar nicht nötig hat und es eigentlich ausschließlich negative Konsequenzen hat, langfristig jedenfalls. Aber wenn man das wirklich verstünde, ja, wenn man jetzt sagte: „Das Glück des zweiten Desserts währt nur wenige Minuten, danach lebe ich mit allerlei für mich negativen Konsequenzen“, nun, dann würde man es ja auch nicht mehr tun. Dann müsste man diese kleine Mauer überspringen, die einen in der unmittelbaren Komfortzone hält. Und diese ist doch eigentlich recht bequem.

Warum strebt der Mensch nach dem Verständnis von Weltall, Ozean und Ökonomie – aber nicht danach, sein eigenes Leben zu verstehen? Man will immer nur die großen Zusammenhänge, ohne die Details und bitte auch nur die, die möglichst weit vom Mensch entfernt sind. Ins All reisen müsst‘ man können. Das Bermudadreieck, das ist mal ein Rätsel! Wie gestaltet sich die Relation von Sonneneruptionen und technischen Störungen? Und wenn es doch mal um dem Menschen geht, dann will man wissen: woher kommen wir? Wohin gehen wir? Können wir unser Bewusstsein auf einen Computer hochladen? Was unterscheidet den Mensch, moralisch, vom Tier (natürlich gibt es einen Unterschied!!)? Warum muss ausgerechnet ich dieses Leid ertragen?

Das sind alles sehr gute Fragen. Mich interessieren sie auch alle. Bis auf die Sache mit den Sonneneruptionen, daraus mache ich mir nicht viel (die Relation scheint ja auch nicht sehr signifikant). Mich interessiert eher, warum ich so handle, wie ich handle. Und ich will gar nicht wissen, welche Neuronen da herumfeuern (haben die einen Waffenschein oder leben sie in den USA?), welche Hormone Partys feiern und welche lieber schlafen. Ich suche nach Beweggründen. Dinge, die ich verstehen kann ohne vorher Professor der Neuro-irgendetwas oder Psychologie zu sein. Nicht das Allgemeine, sondern das Besondere finde ich wichtig. Denn letztendlich lebe ich nur mein Leben und das hängt zwar mit unendlich vielen Dingen und Lebewesen zusammen, doch steuern kann ich doch nur mich. Es ist so leicht, sich im Allgemeinen zu verlieren. Immer die Außenperspektive, immer der Vogel sein, der die Welt betrachtet. Maßstäbe, Normen, Gesetze – danach kann man sich ausrichten. Ganz nebenbei vergisst man sich selbst. Dabei ist man selbst das allererste Rätsel, mit dem man je in Kontakt kommt. Trotzdem will man es ignorieren, totschweigen, nicht für wahr haben was de facto existiert.

Zu verstehen ist auch nicht angenehm. Jedenfalls erscheint mir bereits der Versuch schon unbequem. Manchmal habe ich Angst. Ich fürchte mich vor mehr, als ich dachte. Vor Kleinigkeiten und vor großen Dingen. Ich bin nicht perfekt. Das ist nicht einfach ein allgemeiner Fakt (nobody is perfect), sondern man kann doch auf ganz konkrete Dinge zeigen. Diese Dinge zu kennen, lernt mich aber verstehen, wieso ich etwas tu, oder nicht. Warum ich mich so fühle, wie ich mich fühle. Was treibt mich an, was wünsche ich mir? Motiviert mich morgens die Schönheit des Lebens oder das Wissen, dass man mit Geld tolle Sachen kaufen kann? Als Student scheidet die zweite Möglichkeit für mich natürlich aus, aber die besten Intentionen und das heitedeite-friedefreudeeierkuchen-Grinsen sind nicht immer das, was täglich aus meinem Inneren hervor bricht. Aber meine Augen leuchten irgendwie trotzdem. Wenn ich ehrlich bin, ist es auch okay sowas zu verstehen. Wie soll ich schließlich auch etwas ändern, wenn ich nicht weiß was ich ändern soll? Wenn man den Klimawandel leugnet, kann man ihn ja auch nicht stoppen. Das muss man erst einmal wissen. Und dann verstehen.

Im Kreis

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Und die Welt dreht sich in Kreisen,
Eckig wie ein Kugelfisch.
Und sie hüpft auf dreizehn Beinen,
Laut lachend als wär sie traurig.
Und im Abgrund spielt das Kinde,
Vom Alter schwer gezeichnet.
Und auf den Wolken steht es,
Die schwebend weiter fallen.
Und was die Sterne sagen
wird stumm vor Gericht getragen.
Und ihr Schein verurteilt,
Siebenmal auf Ewigkeit.
Und das Lachen erreicht das Kinde,
Das vor Trauer fast vergeht.
Und seine Beine werden schwer,
Wie in Stein gemeißelt.
Und die Wolken fallen weiter,
Leicht vom Stein getragen.
Und die Tränen trösten die Sterne,
Die sterbend das Leben erwarten.
Und sie sagen uns die Wahrheit
Zum allerletzten Mal.
Und dann dreht die Welt sich weiter,
Als wär das alles egal.

Besitzansprüche

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Das ist mein Blog. Hier schreibe ich. Ich war zuerst da, nun, und es kann sowieso niemand die Rechte bekommen, wenn ich das nicht einrichte.
Ich sitze an meinem Laptop, ich habe ihn gekauft.
Ich wohne in meiner Wohnung, ich habe sie gemietet.
Ein meistens gefüllter Kühlschrank ist in meinem Besitz.
Manchmal teile ich Kekse und Kuchen mit anderen Leuten.

Eineige Menschen besitzen riesige Landstriche, ganze Seen und Wälder. Mit mir teilt sowas niemand.

Wir besitzen so viel. Und das ist uns sehr wichtig. Gehört ja schließlich uns. Also mir. Oder dir. Nicht uns. Uns gehört wenig. Vielleicht gar nichts. Aber warum sollte uns etwas gehören, es reicht, dass jeder etwas selbst besitzt. Wenn wir ganz nett sind, verleihen wir Dinge, sind wütend, wenn wir es nicht wiederbekommen. Verschenken wenig. Teilen selten.

„Mein Heim ist auch dein Heim“ sagt kaum einer. „Fühl dich wie zu Hause“ ist wenn überhaupt eine Floskel. Ja, teils scheint es gar unhöflich überhaupt nach einem Keks zu fragen. Denn irgendwie wird dann erwartet, dass man zugreifen darf. Alles ist so steif. Alles wird für krumm genommen. Wenige teilen gern.

Pah! Was auch teilen! Hart erarbeitet ist mein Hab und Gut, Schweiß und Tränen hineingeflossen! Meins, meins, alles MEINS!
Und schmeckt nicht doch der geteilte Laib Brot besser? Die in bunter Runde geöffnete Flasche? Welches Buch bekommt nicht mehr Charakter, wenn viele Hände und Augen sich daran erfreuten? So viele, die ihr Auto nicht jeden Tag brauchen, all der Abfall, der eigentlich keiner wäre. Equipment, ungenutzt in der Garage, Wohnungen in der Woche unbewohnt, ja die ganzen Landstriche – nur für eine Person! Gehört die Erde nicht uns allen? Ich möchte doch nur baden gehen … warum darf ich das nicht hier, mitten in der Natur, wo kein Naturschutzgebiet und keine Chemikalien?

Sind wir satt, der Durst gestillt, ein Dach übern Kopfe und warm ist es auch noch – was brauchen wir mehr? Arbeit gerne, Freizeit auch, Kultur und Kunst, Freunde und Familie – doch davon besitzten wir nichts. Wir genießen es, so wir uns diesen Dingen widmen.
Nun, ich als Student benötige durchaus einen Laptop, der mir jeder Zeit ohen Einschränkung zur Verfügung steht. Ich habe auch gerne meine Ruhe, möchte mir die Wohnung daher nicht mit vielen teilen. Aber meine Bücher lese ich nicht jeden Tag, meine Digitalkamera benutze ich nicht ohne Unterbrechung. Stattdessen würde ich gerne gelegentlich Fahrrad fahren, besitze jedoch keines.

Ah, aber homo homini lupus! Grausam und gemein sind meine Mitmenschen, oh ja. Stehlen tun sie, zerstören, mutwillig, werden sie mein Eigentum, gebe ich es in ihre Hände. Sie bekommen ihn nicht! Mein Schatz … mein … mein. Nein nein, so kann’s nicht sein, kann es sein? Nein, ich glaube ganz wahr ist es nicht. Bin ich denn bös‘ von Grundauf? Sind meine Freunde es denn? Die beiden Studentinnen dort, am Tisch gegenüber, würden sie meine Kamera zerstören oder sie mir nie wieder zurückgeben? Das Heuchlerische in ihren Augen! – ich seh es nicht. Würden sie mich betrügen, bestehlen, in den Ruin treiben?
Und wenn? Sicherlich wird mir nicht jeder etwas Böses wollen. Nicht die grauhaarige Frau dort drüben, die gleich mit mir im Kurs sitzt, wird mir meine Bücher klauen, der junge Mann dort hinten, er wird vielleicht vergessen, dass er eine CD von mir geliehen, doch sie gewiss nicht mutwillig zerstören. Der Mensch ist menschlich, aber nicht das Böse, auch wenn er viele Fehler begeht.

Was ist schlimm an ein paar negativen Erlebnissen, wenn insgesamt und zu allermeist man sich gegenseitig Gutes tut, tauscht und teilt, jeder seinen Leidenschaften nachgehen kann ohne all sein Geld zu investieren – weil andere Menschen für ihn da sind und Besitz relativ ist?
Ich möchte mich in meinen vier Wänden alleine wissen, oder in Gesellschaft meiner Gäste, doch wenn jemand klopft und um einen Tee und eine Mahlzeit bittet – schließe ich empört die Tür?
Tust du es?

Zumindest ein Lächeln werde ich heute jemandem schenken.

Einzigartige Schneeflöckcheneinhörner in Luftblasen

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In Maßen sei alles verträglich. Zu beachten ist jedoch die Schreibweise und Aussprache. „Maßen“ wird mit einem eszett geschrieben, nicht mit einem doppelten s und entsprechend anders ausgesprochen. Weil ich Philosophie studiere, begehe ich an dieser Stelle mal einen astreinen Fehlschluss, denn irgendeine Einleitung benötige ich für diesen Blogartikel schließlich: Wenn alles in Maßen verträglich ist, müssen die Massen unverträglich sein. Ich für meinen Teil glaube dieser Aussage jedenfalls, denn sie entspricht meinem Weltbild. So funktioniert Wissen, liebe Kinder.

Aber Wissen soll jetzt gar nicht unser Thema sein, denn mich beschäftigt nun ein anderes Thema. Tatsächlich ist es nämlich so, dass ich mich regelmäßig aus der Sicherheit meiner vier Wände begebe. Da bleibt es unvermeidlich, dass ich anderen Lebewesen begegne, die genau das gleiche getan haben. Nein nein, ich erwarte jetzt gar kein Mitleid für mein hartes Schicksal. Dennoch möchte ich mich gehörig über die unhaltbaren Zustände in der Außenwelt beschweren: massenweise Menschen.

Ansich sind Menschen ja gar kein Problem. Man kann sie schubsen, braten und ihnen so lange auf die Nerven gehen, bis man ein Lob passend zum eigenen egozentrischen Weltbild bekommt. Aber spätestens wenn diese Spezies in Massen auftritt, wird das Leben weit weniger angenehm als mit einem gut durchgegarten Stück Gehirn. Manchmal habe ich das Gefühl, Gehirn hätte in meinem Magen tatsächlich größeren Nutzen als in den Köpfen meiner Mitmenschen. Ja, ich bekenne mich hiermit offiziell als Mensch. Sag es nicht weiter.
Es fängt ja schon an, wenn ich in die S-Bahn steige. Du musst wissen, werter Gruftbesucher, meine Linie ist meistens voll. Es ist die Uni-Linie. Volle Verkehrsmittel sind allerdings eine knifflige Sache. Sie erhöhen sofort die Wahrscheinlichkeit von mindestens vier Todesursachen: Erstickung, Erstinkung, Zerquetschung und Wutausbruch mit tödlichen Folgen von geplatzten Adern. Warum man wütend sein könnte? Wie schön, dass du fragst. Es gibt viele Gründe. Zum Bleistift haben Menschen die Angewohnheit, direkt neben der Tür stehen zu bleiben, sodass man erstens nicht weiter in die Bahn hinein kommt, um Platz für neu Eisnteigende zu machen, und zweitens auch nicht wieder hinaus kommt, wenn man selbst aussteigen möchte. Dann gibt es noch Individuen, die gerne Musik hören. Mit diesen Stöpseln im Ohr. Ich weiß bis heute nicht, ob manche dieser Stöpselmenschen einen Gehörschaden haben oder sich Kopfhörer mit Lautsprechern gekauft haben – so oder so komme ich fast täglich in den Genuss von fremder lauter Musik, völlig ungefragt. Besonders schön wird die Synfonie, wenn sie mit verschiedener Tonlage, Takt und Genre aus mindestens zwei paar Stöpseln schallt. Es freut mich, dass heute jeder seinem ganz persönlichen Musikgeschmack frönen kann, immer und überall. Aber es wäre mir schon lieb, wenn es auch beim persönlichen Geschmack bliebe, und Belästigung der Mitfahrer nicht auf der Agenda mancher Individuen stünde.

In einer anderen, doch ähnlichen persönlichen Luftblase befinden sich anschließend die Leute, die aus der Bahn aussteigen und die Treppe nutzen. Es gibt an diesem Punkt des Lebens zwei Möglichkeiten: entweder man nimmt die klassische Treppe und hofft, dass vor einem niemand auf sein Mobiltelefon starrt und tippt, sodass der Aufstieg für alle hinter ihm oder ihr oder * in Zeitlupe vergeht; oder man nimmt die Rolltreppe und betet dafür, dass allen Menschen, die vor einem die gleiche Entscheidung getroffen haben, die Rolltreppenkonvention bekannt ist. Ich gehe zwar davon aus, dass dir diese Konvention bereits zu Ohren gekommen ist, aber falls nicht, möchte ich dich nicht unwissend meinen Blog verlassen lassen: Wer auf der Rolltreppe stehen möchte, steht rechts. Wer gehen möchte, geht links. Das ist eigentlich wie auf der Autobahn, wo die Überholspur auch links ist – jedenfalls bei uns Deutschen. Hierbei handelt es sich offenbar um eine hoch komplexe logische Deduktion, die nicht jedem geläufig ist. Ja, auch wenn die schmale Rolltreppe der einzige Weg nach oben ist, gibt es diese ganz besonderen Menschen, die sich zu zweit nebeneinander auf die Rolltreppe stellen und in ein angeregtes Gespräch vertieft sind. Schämt euch, dass ihr diese zartbeseiteten Wesen aus ihrer heilen Welt zerrt, nur weil ihr euren Anschlusszug in einer Minute noch bekommen müsst! Habt doch mal Geduld. Dergleichen könntem an jedenfalls fordern. Wenn man wollte. Schneeflöckchen gleiten sanft hinab, sie fallen nicht.

Alkohol in der Öffentlichkeit ist bei uns ja auch normal. Da säuft man ordentlich mit seinen Kollegen, eigentlich egal wo, überall, in fünf Kneipen und dann im Park. Anschließend laufen dann Besoffene in Rudeln durch die Stadt, gröhlen in der Bahn und kotzen im Nachtbus. Ah, ist ja nicht so schlimm, die wollen doch nur Spaß haben. Wozu sonst gibt es Blubberblasen, in die man sich reinsetzt, wenn nicht, um die Außenwelt zu ignorieren?
Warum darauf achten, wo in einer dicht gedrängten Menschenmasse die Handtasche ist – ob in den Rippen oder Gesicht Anderer, Andere existieren? Nein nein. Solange ich mich frei entfalten kann, ist doch alles gut. Darum geht es heutzutage ja schließlich. Individuell cool. Einzigartig. Jeder ist anders und alle sind etwas Besonderes. Ganz was Besonderes ist man, wenn man die neusten Folgen der Lieblingsserie in der Öffentlichkeit diskutiert, lautstark dort, wo Andere keine Möglichkeit haben zu fliehen. Danke, jetzt bin ich ja informiert, dann muss ich selbst nicht weiter schauen.

Es ist auch ganz selbstverständlich, dass jeder einen intensiven Fünfminutenzungenkuss mit Anfassen live sehen will und alle der großzügig mittels tragbaren Boxen verstärkten Musik der Jugend und nicht mehr ganz so Jugendlichen hören wollen. Wie schön, dass jeder seine Seele mithilfe von Düften ausdrücken kann, die man auch 20m gegen den Wind nicht verfehlen kann! Wie reizvoll in der eben beschriebenen Uni-Linie der S-Bahn, das versichere ich dir. Überall bekommt unser inneres Zaubereinhorn was auch immer es gerade begehrt: Fastfood, Süßes, Saures, Chips, Bier und andere Getränke. Persönliche Luftblase sei dank, man kann seinen Müll einfach irgendwo hinwerfen, denn man selbst geht ja daran vorbei und dann ist der weg! Wie, das könnte im Leben anderer Leute irgendwie nicht so cool sein? chrrrr chrrrr, bitte was, der Empfang hier ist so schle- beep beep beep.

Wenn einzigartige Schneeflöckcheneinhörner in ihren persönlichen Luftblasen frohgemuts ihrer Individualität frönen, geht einem glatt das Herz auf – und fällt zusammen mit den restlichen erbrochenen Gedärmen auf den kaugummiübersehten Gehweg. Irgendwo unter dem hastig hirnlos gesprühtem Graffitti klebt vielleicht noch der traurige Rest von Rücksichtnahme, während sich ein paar Krümel Mitdenken zwischen dem verstreuten Popkorn vor dem Kino in Colalarchen zu ertränken versuchen.
Hab kein Mitleid mit mir, liebster Leser, habe Mitleid mit den Werten, die ein Leben in der Öffentlichkeit erträglich machen würden. Sie leiden. Sie sterben.

Feuer Flamme Tod

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Mal wieder ein Gedicht. Es ist eigentlich sogar ein Lied, aber ich habe noch keine gute Melodie gefunden und selbst wenn … ob ich es jemals aufnehmen werde steht in den Sternen. Ich möchte allerdings vorwarnen, dass es von einer Verbrennung auf einem Scheiterhaufen handelt und Wut, Trauer und Verzweiflung, sowie Gewalt, behandelt werden. Es gibt zwar keine langen herausragend brutalen Episoden, aber je nach dem wie sensibel du bist, liebster Gruftbesucher, lese mit Bedacht oder gar nicht. Das liegt in deiner Verantwortung. Nun denn *räusper*

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Schmeißt ihn aufn
Scheiterhaufn,
zündet an,
was brennen kann.
Feuer Flamme Tod!
Feuer Flamme Tod!
Das letzte was er sieht –
ist die Farbe Rot!

Sünden kleben wie
Teer und Federn, die
Seinen Leib verhüllen,
soll er doch brüllen
Leid und Verderben
Ein Leben in Scherben
Stirb Banause –
Stirb!

Stoßt das Messer
Hinein, es wird besser
Sein, wenn er blutet
Wenn er wütet
Vergebens getötet
Umsonst gerächet,
zu Recht geächtet,
Leide

Schmeißt ihn aufn
Scheiterhaufn,
zündet an,
was brennen kann.
Feuer Flamme Tod!
Feuer Flamme Tod!
Das letzte was er sieht –
ist die Farbe Rot!

Über ihr Gesicht,
Tränen verwischt
Spürt seinen Schmerz
In ihrem Herz
Leid und Verderben
Ein Leben in Scherben
Leise, Kleines
Leise.

Mutter weint nicht
Wein du auch nicht
Du kennst ihn nicht
Zeig dich nicht
Sag kein Wort
Er ist nun fort
Unrechter Mord –
Unrecht!

Schmeißt ihn aufn
Scheiterhaufn,
zündet an,
was brennen kann.
Feuer Flamme Tod!
Feuer Flamme Tod!
Das letzte was er sieht –
ist die Farbe Rot!

Da brennt er aufm
Scheiterhaufn
Tobende Menge
Leises Weinen
Kummer Trauer Mord
Kummer Trauer Mord
Ein letzter leiser Schrei –
Das ist sein letztes Wort.

Ein Monster wie du und ich

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Monster in My Closet by AbigailLarson on DeviantArt
Für die Ohren

Viele Kinder haben nachts Angst vor Monstern unterm Bett oder im Schrank.

Mami Mami, da ist ein Monster in meinem Schrank! 

Ich habe mich nie getraut nachzugucken. Da war etwas und es war böse. Weil es gehört da ja nicht hin. Oder? Aber aber, klein Nekromantika. Wenn du nicht nachgeschaut hast, woher weißt du dann, dass es ein Monster ist und keine gute Fee? Hast du es gegrüßt und dich artig vorgestellt? Hat es Zeit gehabt dir zu sagen, ob es böse ist oder nicht? Klein Nekromantika, gib dem Unbekannten ein wenig Zeit, lerne es kennen.

Erwachsene haben nur noch selten Angst vor Monstern im Kleiderschrank. Aber das bedeutet nicht, dass sie keine Angst vor Monstern haben. Außerhalb des eigenen Heims gibt es viele bösartige Kreaturen. Gefährliche, widerwärtige Dinger. Erwachsene müssen das wissen. Sie sind schließlich groß und weise. Dennoch bleiben sie naiv wie ein Kind. Verzeih mir meine beleidigende Wortwahl, aber ich würde sagen, sie sind dumm. Kinder wissen noch nicht, wie sie mit dem Unbekannten umgehen sollen. Erwachsene hingegen haben viel gelernt und erfahren und hatten viel Zeit zum Denken und Kennenlernen, für Bildung und Weiterbildung. Ihr gesunder Menschenverstand kann bis zum 16. bis 25. Lebensjahr gemütlich gereift sein. Viele vernachlässigen das, ignorieren es, bleiben das ängstliche Kind. Das finde ich dumm.

Dann treffen sie auf das Unbekannte. Auf Ausländer, Homosexuelle, Tansgender, Subkulturen, andere Generationen, Kulturen, Delikatessen, 30jährige Jungfrauen, Patchworkfamilien, Lebensstile, Geschmäcker, Kunst, Glaube, Technik, Oldschool, Meinungen, Krankheiten, Probleme, Erfolg, Armut…

Und sie haben Angst. Sie schauen weg, im besten Fall. Sie diskriminieren, schikanieren, demolieren, schreien, pöbeln, beleidigen, verletzen, töten. Zur Dummheit kommt ihre Macht. Während sie als Kinder sich noch unter ihrer Bettdecke versteckten oder das Licht anschalteten, greifen sie nun nach Worten und anderen Waffen, stechen im Dunkeln nach dem vermeintlich Bösen.

Erst schießen, dann reden. Dumm. Gemein. Warum sind Erwachsene gemein? Sieh hin. Geh hin. Frag nach. Viele Monster sind nicht böse. Wenn sie, die schützend ihre Arme ob deiner Attacken heben, die Monster sind: was bist dann du? Wie oft greifendich Homosexuelle an? Wie oft bist du gestorben, als du mit jemand seltsam aussehendes gesprochen hast? Hast du überhaupt mal die Eier gehabt, jemanden anzusprechen, der optisch nicht in dein kleines, eingeschränktes Weltbild passte? Kommen täglich Leute zu dir, und zwingen dir ihren Lebensstil auf? Nein? Was gibt dir dann das Recht dazu, das bei anderen zu tun?

img_0156Du bist nicht der ultimative Maßstab. Du bist nicht normal, nicht gesund, vor allem bist du nicht gut. Wir alle sind Monster für irgendwen. Solange das der Fall ist, mach die Augen auf und schalte dein Hirn an. Wir alle streben nach Freiheit, Glück und Erfüllung, wir alle sind Lebewesen dieses Planeten. Mit dieser negativen ablehnenden Haltung machst du alles nur noch schlimmer. Das Leben anderer wird zur Hölle und deines erbärmlich und traurig. Versuche es mal mit Verständnis und einem Lächeln. Sei freundlich. Dann werden viele Monster zu Freunden. Was ist besser? In ständiger Angst vor dem Monster unter dem Bett leben oder einen neuen Verbündeten und Freund gewinnen?

Sei nicht dumm. Sei das intelligente Wesen, das du immer so stolz behauptest zu sein, Menschheit.

Wirklich? Die Wahrheit über Philosophiestudenten

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Natürlich hast du dich schon immer gefragt, wie das Leben eines Philosophiestudenten aussieht. Wer hat das nicht? Es ist vollkommen natürlich, dass du bereits Stunden deines Lebens damit verbracht hast, Google und Siri mit Fragen über diese außergewöhnliche Personengruppe zu löchern – schließlich sind diese Informationen lebensverändernd! Genau deshalb – und weil ich nur das Beste für meine Leser möchte – berichte ich nun dir, mein lieber Gruftbesucher, die Wahrheit über Philosophiestudenten. Nur die Wahrheit und nichts als die Wahrheit!

Zuvor möchte ich jedoch anmerken, dass ich selbst natürlich zu dieser edlen Gesellschaft gehöre. Ja, jetzt hast du es! Ich sag es ja endlich. Ich bin ein Philosophiestudent – und ich bin stolz darauf! Dennoch schildere ich im Folgenden nicht nur mein Leben, es gibt tatsächlich sehr viele Studenten des besten aller Fächer.

Verallgemeinerung und Übertreibung? Quark mit Soße, ich doch nicht!

Abwechslungsreich und vielseitig

Wie der Alltag eines auf der Suche nach der Weißheit seienden so aussieht? Nun, sehr abwechslungsreich. Hier einige Impressionen:

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Gut, ich gebe zu, bei den Büchern handelt es sich nicht um Philosophiebücher. Aber das macht die Abwechslung eben aus: man studiert nicht nur Philosophie. Darüber hinaus krebsen diese Philostudenten an allen möglichen Orten herum. Zu Hause, in der Uni, im Keller, im Park, in Cafés, veganen Restaurants und auf magischen Schneeenten. Ja, man mag behaupten, diese Gruppe von Individuen sei recht flexibel. Mal sind sie  genügsam, mal anspruchsvoll. Da sie ständig mit neuen Gedanken und Theorien konfrontiert werden, ändern sich wöchentlich ihre Ansichten zu … naja, zu allem halt. Als erstes lernen sie zum Beispiel, was alles schlecht ist. Dann stellen sie fest, dass man alles mit dem Utilitarismus rechtfertigen kann, versuchen Kants strikte Regeln zu ignorieren und wissen bald nicht mehr, wo oben und wo unten ist. Aber dafür können sie jeden Tag eine andere ethische Theorie für ihre Entscheidungen zugrunde legen und im Zweifelsfall einfach zweifeln. Wie Erkenntnis funktioniert und ob es Wahrheit gibt, wissen sie zwar nicht, doch sind sie dazu in der Lage, diverse Standpunkte zu beleuchten und zu kritisieren.

Hochinterlektuell

Daraus lässt sich natürlich schlussfolgern, dass es sich um ein sehr intellektuelles Völkchen handelt. Warum so außergewöhnlich intellektuell? Ganz einfach: sie kennen auf eine Frage nicht eine Antwort, sondern gleich mehrere! Die meisten könnten sogar alle davon gleich wieder widerlegen und darüber hinaus mit mindestens zehn weiterführenden Fragen aufwarten. Nicht nur das! Sie sind überaus gründlich. Eine Diskussion beginnt nicht etwa mit dem relevanten Inhalt, sondern bei der genauen Definition aller auch nur ansatzweise unklaren Begriffe. An dieser Stelle sei auf einen wichtigen Unterschied zwischen Philosophen und Soziologen hingewiesen: Philosophen untersuchen entweder die tatsächliche Nutzung eines Wortes oder sagen dir, wie es am sinnvollsten genutzt werden sollte, während Soziologen sich einfach einen Alltagsbegriff schnappen und ihn nach gutdünkten umdefinieren. Wie dem auch sei, wenn Philosophiestudenten diskutieren, geht das ganze total systematisch vonstatten – und überhaupt nicht hitzig! Auch ist ihr hohes geistiges Niveau daran zu erkennen, dass sie niemals aneinander vorbeireden.

Beste berufliche Qualifikation

Wie wir gesehen haben, kann ein Philosophiestudent herausragend gut reden, definieren, analysieren und kritisieren. All dies findet nicht nur mündlich, sondern natürlich auch schriftlich statt. Wie der geneigte Leser vielleicht bereits erahnen kann, folgen daraus unendliche berufliche Möglichkeiten. Zum Beispiel sind Philosophen herausragende … also … sie schreiben Bücher, die manchmal sogar verlegt werden. Nun, die liest kaum einer. Aber sie kann man gut in einer Glasvitrine ausstellen, ja! Jedenfalls handhaben das Doktoren und Professoren so ganz gerne in ihrer Abteilung. Nun, Forschung, ja ab in die Forschung! Noch nie von den bahnbrechenden Erkenntnissen der Philosophen in der Bild gelesen? Nein? … *räusper* … Reden wir über Getränke!

Mate und Fritz-Kola

In einem angemessenen Studentenleben darf Mate und Fitz-Kola bzw. Hermann-Kola nicht fehlen, da bilden die Weisheitsliebenden keine Ausnahme. Beides sind, neben Kaffee, essentielle Getränke eines anständigen Studiums und müssen täglich konsumiert werden. Wer sich diesem Kodex widersetzt, wird exmatrikuliert, auf der Stelle! Außerdem, man ist doch schon ziemlich hipp mit so ’ner Mate in der einen und ’nem voll schlauen Buch in der anderen Hand.

Frühstück in der Früh

Bleiben wir doch bei der Nahrungsaufnahme. Selbstverständlich stehen Philostudenten, wie übrigens alle Geisteswissenschaftler, bereits sehr früh auf. Schon gegen 16 Uhr vermag man sie bei der ersten Mahlzeit des Tages antreffen, in einem tadellos zerknitterten Pyjama gekleidet. Manche mögen es auch gesellig und treffen sich zum Zweck der täglichen Kaffeeaufnahme in ihrem Lieblingslokal. Ja meine Freunde, es gibt an manchen Orten bis 18 Uhr Frühstück zu kaufen. Man kennt die Geisteswissenschaftler ja … Doch seien wir mal ehrlich, was kann man löblicheres über einen Studenten sagen, als dass er die ganze Nacht durchgeschrieben hat? Morgen ist schließlich Deadline. Es gibt übrigens ein ständiges Battle darum, wer am wenigsten geschlafen hat. Auszeichnung erfolgt in Form eines mitleidigem Schulterklopfens.

Studenten aus Leidenschaft

Nichts ist schöner, als studieren! Lasset uns die Weisheit suchen und den Sinn des Lebens finden! Das denken sich alle, die ein Philosophiestudium beginnen und selbstverständlich sind sie voller Feuereifer dabei. Warum sollte man Philosophie auch studieren, weil man es als Laberfach aus der Schule kannte? Oder weil einem nichts besseres eingefallen ist? Also bitte! Wie lächerlich. Die Leidenschaft am lernen und denken und schreiben leuchtet jedem Genossen von Weisheit und Wissen aus den Augen. Sie sind sogar so leidenschaftlich, dass sie den Großteil ihrer Zeit damit verbringen, über Dinge nachzusinnen. Verständlich, dass Hausarbeiten daher erst eine Woche vor Abgabe geschrieben werden können oder mal ein ganzes Jahr in Anspruch nehmen. Wie kann man es diesen intellektuellen Engeln übel nehmen? Eine solche Passion findet man doch heutzutage nirgends mehr.

Regelstudienzeit? Kein Problem!

Den Fleiß der Nachwuchsphilosophen erkennt man nicht zuletzt daran, dass sie ihr Studium beinahe in Regelstudienzeit schaffen. Noch treffen sie nicht ganz die baföglich vorgesehenen sechs Semester. Doch wo ist schon der Unterschied zwischen sechs und zwölf? Ein halbes oder ein ganzes Dutzend, alles einerlei. Die Wahrheit erkennt man nicht von Heut auf Morgen, lasset ihnen doch ihre 16 Semester! Regelstudienzeit? Kein Problem, letztendlich ist doch alles relativ – und überhaupt, woher weiß ich denn, dass das Bafög-Amt tatsächlich existiert, hmmm? Und was ist überhaupt Zeit?

Verloren im Weltgeschehen – die Katze spielt mit dem Wollknäuel

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Ein Riesiges Wollknäuel. Früher oder später steht man auf und folgt dem ersten Faden, der einem gefällt. Man geht und geht und verfolgt ihn immer weiter. Auf einmal hört er auf. Doch um einen herum nimmt der Faden kein Ende. Ein neuer Faden wird gegriffen, aber da sind so viele! Welchen soll man nur verfolgen? Schon hat man sich verstrickt in einem undurchschaubaren Netz und  weiß weder wo oben noch unten ist. Mit jedem Blick, den man auf das Gewirr wirft, scheint es undruchschaubarer zu werden. Die Eindrücke rasen auf dich zu, umstricken dich, verwirren dich, bis du schwindelig sitzen bleibst und resigniert den Kopf schüttelst. Was kannst du denn schon tun? Am besten, man schneidet sich ein Stück Faden ab und konzentriert sich nur noch darauf. Oder man ignoriert das Knäul komplett.

Das Weltgeschehen war schon immer ein Wollknäul doch im Moment drängt es sich einem gerade zu auf und es wächst dem Anschein nach in’s Unermessliche an. Flüchtlinge, Terror, Krieg, politisches Brodeln, neue Regierungen, Streits, Klimagipfel.  Ich bin verwirrt und komme nicht hinterher, bin ich doch jemand, der gerne alles umfasst anstatt sich auf einen winzigen Teil zu konzentrieren. Doch zu verstehen, was da geschieht, ist mir im Moment nicht möglich. Vielleicht ginge es, wenn ich den ganzen Tag Nachrichten durchforsten würde. Aber wer hat dazu schon die Zeit? Eine halbe bis ganze Stunde reicht nicht aus – und sind wir mal ehrlich, bei der ganzen Frusttration und Verwirrung hat man da auch nicht viel Lust zu.

Dabei ist das allgemeine Durcheinander nicht einmal das, was mich wirklich frustriert. Damit käme ich klar. Globalisierung ist nun einmal verwirrend.
Was mich wirklich stört ist, dass unsere feinen Politiker die allgemeine Aufregung dazu nutzen, mal eben alle unliebsamen Dinge schnell durchzupressen. Schnell, schnell, gerade guckt niemand, lasst TTIP herein! Mein Vertrauen in die Politik war noch nie sonderlich groß. Die aktuelle Situation jedoch lässt mich nicht nur an dem Sinn unserer hohen Herren und Damen zweifeln, sondern sie führt dazu, dass ich angewidert in diese Fratzen sehe, wenn ich mir ihre eitertriefenden Reden anschaue. Zorn und Unverständnis. Keine Kompliziertheit oder angespannte Situation entschuldigt es in meinen Augen, dass man seine Bevölkerung verarscht und dumm dastehen lässt. Das ist so weit weg von einer Demokratie, wie es nur möglich ist, ohne seinen Anschein von gemeinsamer Politik gänzlich zu verlieren. Ich möchte informiert werden. Über alles. Damit ich mitreden kann. Damit ich sagen kann, welche Gesetze, Regelungen und Abkommen ich kritisch finde. Das Volk hat sowieso gefühlt keine Möglichkeit, sich aktiv in die Politik einzumischen. Doch wenn man noch nicht einmal seine Meinung kund tun kann, dann endet bei mir jede Toleranz eines imperfekten Staatssystems.

Und die Katze krallt sich hinein in das Wollknäuel,
spielt damit und wirrt das Gewirr weiter in die Wirre.

Dann haben wir da das Problem mit den vielen Flüchtlingen. Überforderung überall. Keiner rückt rechtzeitig mit den wichtigen Informationen raus. Alle schieben sich den schwarzen Peter gegenseitig zu, Schuld ist am Ende Merkel oder die Lügenpresse. Wenn ich dabei nicht aggressiv werden, dann traurig. Was soll ich sagen? Ich möchte weinen, wenn ich so viel Inkompetenz und Idioten auf einem Haufen sehe. Wenn man schon nicht mit der Situation fertig wird, was ist so schwer daran, alle darüber zu informieren? Nun, schätze wir würden nur verunsichert werden …
Urgh. Es widert mich an. Es macht mich traurig. Im Moment ignoriere ich die Nachrichten weitesgehend. Ich kann einfach nicht, kanns mir nicht mehr anhören und ansehen, mache mir zu viele Gedanken. Am Ende komme ich noch in Versuchung, mir Aliens herbeizuwünschen, die unseren Planeten pulverisieren. Nein, ein richtig schönes Feuerwerk. Ein großer Knall, Lärm – und dann Ruhe. Selige Ruhe. Ja, so pessimistisch bin ich schon geworden, dass mir das Ende aller fast lieb wäre. Ich würde gerne auswandern. Auf welchem Planeten bekomme ich wohl Asyl?

Geweihte Nacht

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Ghost Doll in Forest

Bilder von morguefile.com; Grafik ist Eigenkreation

Nun nähern wir uns wieder diesen Tagen im Dezember, welche sich Gerüchten zufolge der Besinnlichkeit, der Familie und irgendetwas religiösem widmen sollen. Nagut, ich gebs ja zu, habe in der Schule brav aufgepasst: Geburt Jesu. Yay! (Sag mal, das ist historisch nichtmal belegt, oder?) Ist ja auch nur rechtens so, den eigenen Geburtstag feiert man ja auch. Nur fair, nur fair. Tja, und da Jesus ja schon nicht mehr unter uns weilt, schenken wir eben allen anderen etwas. Plausibel, durchaus.
Ich erkenne das nahende Geschenkefest immer an drei Merkmalen: als erstes sehe ich in sämtlichen Läden Dinge, die man so allgemein mit dem weihnachtlichen Konsum identifiziert: Spekulatius, Lebkuchen und rotweißes Gebimmsel, dass man sich irgendwo hinhängen kann. Manche behaupten, das Glitter-Glänze-Leuchtezeugs solle Dekoration sein. Das wage ich anzuzweifeln. Deko muss doch schwarz sein. Jedenfalls hat man, entdeckt man diese Produkte zuerst, meistens noch Zeit. Zeit, brav zu konsumieren! Dann jedoch duftet es auf einmal in den beliebten Einkaufsstraßen nach gebrannten Mandeln und Glühwein: Weihnachtsmarkt! Oh, eine schöne Sache ist das. Da hole ich mir gleich mal eine schokoüberzogene Banane und ein Glühweinchen. Sehr lecker. Dieses Jahr gab es übrigens auch große, wundervoll leckere Datteln. Schließlich kommt dann der Tag, an dem ich für einige Zeit nicht mehr in die Uni (früher Schule) muss. Wow. Übermorgen ist schon Heiligabend? Oh. Okay.

Ich glaube, so eine richtige Weihnachtsstimmung ist bei mir noch nie aufgekommen. Als Kind freut man sich natürlich über die Geschenke und ich hänge gerne den ganzen Tannenbaum voll mit Lametta. Doch ansonsten? Kerzen brennen bei mir das ganze Jahr über, meine Lieben liebe ich immer, meine Eltern besuche ich wann immer es sich finanziell und zeitlich einrichten lässt, meine engsten Freunde beschenke ich, wann immer mir was schönes einfällt, Alkohol trinke ich auch sonst gerne mal. Und es ist ja nicht so, dass man Spekulatius nicht auch an anderen Tagen im Jahr kaufen könnte…
Doch wenn schon jeder daheim sitzt und man so tut, als wäre man frömmiger Christ, tja, dann will ich mich nicht lumpen lassen und die Ruhe genießen. Immerhin habe ich frei. Also zünde ich meine schwarzen Kerzen und Grablichter an, gebe warmen Met in meinen Knochenhandkelch und genieße das gute Essen, das ich zwecks freier Zeit vertrödeln zubereite. Der 24. Dezember wird ein schummrig schöner Abend mit meinem Liebsten. Danach wird dem Teil der Familie, der zuerst da war, ein Besuch abgestattet.

Eine geweihte Nacht. Für mich persönlich nicht, weil irgendwann mal irgendwer geboren ist, über den so allerlei Geschichten existieren. Eine geweihte Nacht, weil jede Nacht für mich etwas Schönes und Feiernswertes ist.

Mögen die Sterne über dich wachen, liebster Gruftbesucher.
Genieße die Feiertage, werter Mitfreak.
Deine Nekromantika

Einst gab es die Genügsamkeit

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Es war einmal, vor sehr langer Zeit, da waren die Menschen genügsam. Sie waren zufrieden mit dem, was sie hatten, und strebten nach Neuem nur dann, wenn sie es auch nach reiflicher Überlegung noch für sinnvoll hielten.

Oh! Halt, warte! Falsche Gesichte. So eine Zeit gab es ja nie. Widerspricht allein schon der Definition von „Mensch“. Pardon. Soll nicht wieder vorkommen.
Nun, werter Gruftbesucher, wenn ich dir kein Märchen erzähle: was ist dann mein Vorhaben zu dieser späten (bald Mitternacht) Stunde? Ganz einfach. Ich möchte ein wenig über Genügsamkeit plaudern. Strukturiert unstrukturiert wie immer. Ein tagebuchartiges Gedankengekritzel mit Anspruch auf Moral und Werte, weltverändernd wie immer. Du kennst mich ja.
Genügsamkeit, jaja. Bescheidenheit, sagt man auch dazu. Entsagend. Schauen wir uns zunächst einmal die Worte an sich an. Genügsamkeit: genügend. Man hat genügend, begnügt sich mit wenig man braucht nicht mehr, man ist zufrieden, vergnügt. Bescheidenheit: bescheiden, lebt mit wenig, durchaus als Tugend bekannt. Entsagend: man entsagt. Was entsagt man? Dem Unnützen. Dem Pömp. All dem, was man nicht zum Leben braucht.
Doch was braucht man eigentlich zum Leben? Sicher: Luft, Essen, Trinken, einen wettergeschützten Unterschlupf. Weiterhin Familie/Freunde, Arbeit, das ein oder andere Häppchen für die Seele. Weißt du, lieber Mitfreak, genau bei diesem Häppchen für die Seele liegt doch das Problem. Was ist das? Wie viel braucht man davon? Wo ist die Grenze? Ich freue mich über einen guten Tee. Aber auch über einen neuen Kühlschrank (meiner ist etwas … nass … *hüstel*). Auch über eine coole Karre mit einem privaten Chauffeur würde ich mich freuen! Und, sicher, mein Seelenwohl wäre damit definitiv mehr gegeben! Meine Güte, ja, das wäre fantastisch!
Diese drei genannten Häppchen für die Seele unterscheiden sich allerdings maßgeblich. Das erste ist einfach, fast schon banal, leicht zu haben, elementar, könnte man meinen. Das zweite teuer, aber nützlich, sehr essentiell für ein reibungsloses Leben in unserer Zeit und Gesellschaft. Das dritte ist Luxus, nicht essentiell von Nöten, aber dennoch praktisch und erleichtert das Leben – dafür aber sehr teuer (ehrlich, ich könnte mir eher eine Erstausgabe von Eddy P. leisten, langfristig gesehen günstiger… und dennoch utopisch ;() Was davon also brauche ich nun wirklich, um glücklich zu sein, wenn mich doch jedes Einzelne davon glücklicher macht? Langfristig glücklich, sei gesagt.
Seien wir mal realistisch. Auf einen Chauffeur mit cooler Karre kann ich verzichten. Ich meine – Hey! – die Tram fährt ja und zur Uni sind es auch nur Fuffzehn Minuten zu Fuß. Es gibt gute Alternativen. Ein Kühlschrank hingegen … nun, noch funktioniert der Alte. Sicherlich, ich sollte für einen Neuen sparen, aber eilig ist es noch nicht. Bleibt der Tee. Ein guter Assam mit Milch oder ein raffinierter, kräftiger Earl Gray am Morgen, ein Grüner jeder Zeit, ein Fruchtiger mit viel Honig zur Aufmunterung zwischendurch und ein guter Kräutertee zur Wellnessbehandlung am Abend, oder wann immer man meint, sich etwas Gutes tun zu müssen. Es gibt keinen Ersatz für Tee. Niemals! Tee ist die Essenz des Lebens. Nun, immerhin fast, irgendwie.

Ja, ich schwelge in seliger Erinnerung an den heutigen Morgen. Als das Licht der Sonne trotz aller wölkischer Gegenproteste ihre Strahlen ausstreckte, um mein müdes Gesicht in der Küche zu liebkosen, mich aufzumuntern, aufzuwecken und mir meinen wunderbaren, geliebten Earl mehr zu versüßen, als ein Akazienhonig es je könnte. Welch eine Wonne! Was brauche ich Chauffeur und Kühlschrank, wenn die Natur mich mit ihren Gaben umgibt, mir hier ein Licht, dort eine Frucht reicht?
Ich komme zu dem Schluss, dass ich mir in den letzten Jahren mehr gegönnt habe, als ich brauchte. Kleidung, Essen, Trinken, Technik und vieles mehr – doch nur einige Wochen oder Monate in Gebrauch. Schlimmer noch! Ich gönnte mir nicht alle paar Wochen ein leckeres Mal außerhalb der Familienkost, nein, ich kaufte mir hier etwas Naschkram, dort ein Brötchen/eine Mahlzeit in der Schule/Uni, da einen Kaffee in der Stadt usw. usf. Kleidung, die ich nach einem halben Jahr nicht mehr mochte. Technik, die ich gar nicht benötigte.

Warum? Genusssucht! Verschwendertum! Gier! Wahnsinn!
Vielleicht. Vielleicht auch einfach der natürliche Drang des Menschen, nach Mehr zu streben. Nach Befriedigung und Glückseligkeit in den Gütern unserer Konsumgesellschaft. Dabei ist das totaler Schwachsinn. Nicht ein neuer, toller, Rock im viktorianischen Stil mit verspielten Elementen macht mich glücklich, sondern einfach der Moment, in dem mich ein warmer Earl Gray durchströmt. Nicht ein leckerer Kuchen beflügelt meine Seele, sondern eine herzhafte Umarmung.

Und dennoch … die Grenzen sind nicht klar. Natürlich gibt es Momente, in denen ein Kuchen das einzige ist, was mich vom rumheueln abhält. Mein neuster Rock lockt mein breitestes Grinsen auf mein Gesicht, wenn ich ihn nur ansehe! Und so ein total toller Chauffeur, vielleicht auch noch Butler, namentlich Sebastian … (Anime-Fans: high five!) Es ist ebenso schwer, zu entscheiden.
Aber ich denke, es gibt da einen Richtwert. Man muss ehrlich zu sich selbst sein, sich aufrichtig fragen: Will ich das? Brauche ich das? Brauche ich meinen Earl? Ja! Brauche ich ein süßes Gebäck, obwohl ich in zwei Stunde zu Hause bin und dort allerlei Süßes auf mich wartet? Nein! Brauche ich neue Kleidung? Nein. Brauche ich ein 2-3 Hundährt Euronen schweres Grafiktablett? Ja, ich liebe zeichnen, Grafiken, Fotobearbeitung und denke schon seit einem Jahr über eine Neues nach.

Gut. Genügsamkeit ahoi! Ich schätze, ich sollte mich mehr darauf besinnen, was ich tatsächlich brauche. Und siehe da! Sogleich fällt mir auf, dass eine Portion Reis/Kartoffelpü/Nudeln um einiges besser ist, als ein Mensaessen, welches, gelinde gesagt, wenig überzeugt. Oder einfach mal eine Paprika mitnehmen. Mein Geldbeutel wird es mir danken, wenn ich mich auf die Basics besinne. Darauf, was wichtig ist. Was mir wichtig ist. Das ist gar nicht mal so viel, wie ich dachte.

Ich habe heute dem Kauf eines verlockenden Instant-Mampf-Produktes widerstanden. Fühlt sich eigentlich gut an. Genügsamkeit ist toll. Man muss sich nur daran erinnern, dass es sie gibt. Einmal gegeben hat … einst… damals… oder?

Bleib gruftig, du Freak :3
Deine Nekromantika