Natürlich hast du dich schon immer gefragt, wie das Leben eines Philosophiestudenten aussieht. Wer hat das nicht? Es ist vollkommen natürlich, dass du bereits Stunden deines Lebens damit verbracht hast, Google und Siri mit Fragen über diese außergewöhnliche Personengruppe zu löchern – schließlich sind diese Informationen lebensverändernd! Genau deshalb – und weil ich nur das Beste für meine Leser möchte – berichte ich nun dir, mein lieber Gruftbesucher, die Wahrheit über Philosophiestudenten. Nur die Wahrheit und nichts als die Wahrheit!
Zuvor möchte ich jedoch anmerken, dass ich selbst natürlich zu dieser edlen Gesellschaft gehöre. Ja, jetzt hast du es! Ich sag es ja endlich. Ich bin ein Philosophiestudent – und ich bin stolz darauf! Dennoch schildere ich im Folgenden nicht nur mein Leben, es gibt tatsächlich sehr viele Studenten des besten aller Fächer.
Verallgemeinerung und Übertreibung? Quark mit Soße, ich doch nicht!
Abwechslungsreich und vielseitig
Wie der Alltag eines auf der Suche nach der Weißheit seienden so aussieht? Nun, sehr abwechslungsreich. Hier einige Impressionen:
Gut, ich gebe zu, bei den Büchern handelt es sich nicht um Philosophiebücher. Aber das macht die Abwechslung eben aus: man studiert nicht nur Philosophie. Darüber hinaus krebsen diese Philostudenten an allen möglichen Orten herum. Zu Hause, in der Uni, im Keller, im Park, in Cafés, veganen Restaurants und auf magischen Schneeenten. Ja, man mag behaupten, diese Gruppe von Individuen sei recht flexibel. Mal sind sie genügsam, mal anspruchsvoll. Da sie ständig mit neuen Gedanken und Theorien konfrontiert werden, ändern sich wöchentlich ihre Ansichten zu … naja, zu allem halt. Als erstes lernen sie zum Beispiel, was alles schlecht ist. Dann stellen sie fest, dass man alles mit dem Utilitarismus rechtfertigen kann, versuchen Kants strikte Regeln zu ignorieren und wissen bald nicht mehr, wo oben und wo unten ist. Aber dafür können sie jeden Tag eine andere ethische Theorie für ihre Entscheidungen zugrunde legen und im Zweifelsfall einfach zweifeln. Wie Erkenntnis funktioniert und ob es Wahrheit gibt, wissen sie zwar nicht, doch sind sie dazu in der Lage, diverse Standpunkte zu beleuchten und zu kritisieren.
Hochinterlektuell
Daraus lässt sich natürlich schlussfolgern, dass es sich um ein sehr intellektuelles Völkchen handelt. Warum so außergewöhnlich intellektuell? Ganz einfach: sie kennen auf eine Frage nicht eine Antwort, sondern gleich mehrere! Die meisten könnten sogar alle davon gleich wieder widerlegen und darüber hinaus mit mindestens zehn weiterführenden Fragen aufwarten. Nicht nur das! Sie sind überaus gründlich. Eine Diskussion beginnt nicht etwa mit dem relevanten Inhalt, sondern bei der genauen Definition aller auch nur ansatzweise unklaren Begriffe. An dieser Stelle sei auf einen wichtigen Unterschied zwischen Philosophen und Soziologen hingewiesen: Philosophen untersuchen entweder die tatsächliche Nutzung eines Wortes oder sagen dir, wie es am sinnvollsten genutzt werden sollte, während Soziologen sich einfach einen Alltagsbegriff schnappen und ihn nach gutdünkten umdefinieren. Wie dem auch sei, wenn Philosophiestudenten diskutieren, geht das ganze total systematisch vonstatten – und überhaupt nicht hitzig! Auch ist ihr hohes geistiges Niveau daran zu erkennen, dass sie niemals aneinander vorbeireden.
Beste berufliche Qualifikation
Wie wir gesehen haben, kann ein Philosophiestudent herausragend gut reden, definieren, analysieren und kritisieren. All dies findet nicht nur mündlich, sondern natürlich auch schriftlich statt. Wie der geneigte Leser vielleicht bereits erahnen kann, folgen daraus unendliche berufliche Möglichkeiten. Zum Beispiel sind Philosophen herausragende … also … sie schreiben Bücher, die manchmal sogar verlegt werden. Nun, die liest kaum einer. Aber sie kann man gut in einer Glasvitrine ausstellen, ja! Jedenfalls handhaben das Doktoren und Professoren so ganz gerne in ihrer Abteilung. Nun, Forschung, ja ab in die Forschung! Noch nie von den bahnbrechenden Erkenntnissen der Philosophen in der Bild gelesen? Nein? … *räusper* … Reden wir über Getränke!
Mate und Fritz-Kola
In einem angemessenen Studentenleben darf Mate und Fitz-Kola bzw. Hermann-Kola nicht fehlen, da bilden die Weisheitsliebenden keine Ausnahme. Beides sind, neben Kaffee, essentielle Getränke eines anständigen Studiums und müssen täglich konsumiert werden. Wer sich diesem Kodex widersetzt, wird exmatrikuliert, auf der Stelle! Außerdem, man ist doch schon ziemlich hipp mit so ’ner Mate in der einen und ’nem voll schlauen Buch in der anderen Hand.
Frühstück in der Früh
Bleiben wir doch bei der Nahrungsaufnahme. Selbstverständlich stehen Philostudenten, wie übrigens alle Geisteswissenschaftler, bereits sehr früh auf. Schon gegen 16 Uhr vermag man sie bei der ersten Mahlzeit des Tages antreffen, in einem tadellos zerknitterten Pyjama gekleidet. Manche mögen es auch gesellig und treffen sich zum Zweck der täglichen Kaffeeaufnahme in ihrem Lieblingslokal. Ja meine Freunde, es gibt an manchen Orten bis 18 Uhr Frühstück zu kaufen. Man kennt die Geisteswissenschaftler ja … Doch seien wir mal ehrlich, was kann man löblicheres über einen Studenten sagen, als dass er die ganze Nacht durchgeschrieben hat? Morgen ist schließlich Deadline. Es gibt übrigens ein ständiges Battle darum, wer am wenigsten geschlafen hat. Auszeichnung erfolgt in Form eines mitleidigem Schulterklopfens.
Studenten aus Leidenschaft
Nichts ist schöner, als studieren! Lasset uns die Weisheit suchen und den Sinn des Lebens finden! Das denken sich alle, die ein Philosophiestudium beginnen und selbstverständlich sind sie voller Feuereifer dabei. Warum sollte man Philosophie auch studieren, weil man es als Laberfach aus der Schule kannte? Oder weil einem nichts besseres eingefallen ist? Also bitte! Wie lächerlich. Die Leidenschaft am lernen und denken und schreiben leuchtet jedem Genossen von Weisheit und Wissen aus den Augen. Sie sind sogar so leidenschaftlich, dass sie den Großteil ihrer Zeit damit verbringen, über Dinge nachzusinnen. Verständlich, dass Hausarbeiten daher erst eine Woche vor Abgabe geschrieben werden können oder mal ein ganzes Jahr in Anspruch nehmen. Wie kann man es diesen intellektuellen Engeln übel nehmen? Eine solche Passion findet man doch heutzutage nirgends mehr.
Regelstudienzeit? Kein Problem!
Den Fleiß der Nachwuchsphilosophen erkennt man nicht zuletzt daran, dass sie ihr Studium beinahe in Regelstudienzeit schaffen. Noch treffen sie nicht ganz die baföglich vorgesehenen sechs Semester. Doch wo ist schon der Unterschied zwischen sechs und zwölf? Ein halbes oder ein ganzes Dutzend, alles einerlei. Die Wahrheit erkennt man nicht von Heut auf Morgen, lasset ihnen doch ihre 16 Semester! Regelstudienzeit? Kein Problem, letztendlich ist doch alles relativ – und überhaupt, woher weiß ich denn, dass das Bafög-Amt tatsächlich existiert, hmmm? Und was ist überhaupt Zeit?