Lebenswinde

Inmitten von Lebensphasen.

Mein lieber Gruftbesucher, wenn du magst, setzte dich zu mir und höre mir zu. Oder gehe vorüber und kehre beizeiten zurück, denn die Sterne scheinen günstig zu stehen und mir meine Welt-Netz-Präsenz zu gewähren.

Scheue nicht die Lyrik. Oder wenn doch, möge dich trösten: von banalem Gefalsel bis zu philosophischen Exkursen könnte bald wieder alles hier zu lesen sein. Möge das Licht des Mondes auf uns scheinen und möge ein Feuer stets die Seiten unserer Lektüre beleuchten.

Weißt du, mein Freund, an manchen Tagen,
in manchen Jahren und Stunden,
es kann dir gut gehen oder schlecht,
dann wachst du auf, siehst die Welt,
siehst dich,
und egal ob alles gut ist
oder nicht,
du fragst dich.

Kennst du das? Du fragst dich Dinge.
Viele.
Mehr oder weniger bedeutend.
Du suchst sich selbst, und die Welt und
überhaupt alles.
Weil nichts klar ist, obwohl
obwohl alles klar schien.
Bis eben,
da,
kurz bevor,
du einmal zu genau hingesehen hast.

Es ist ein wach werden und einschlafen,
ein hinsehen und wegsehen,
ein –
ein Durcheinander ohne Worte,
die es beschreiben könnten.
So geht es auch mir. Vor allem mir?
Kennst du es überhaupt?

Ich will und tu nicht,
ich tu und will nicht,
mal läuft die Mechanik wie geschmiert und
dann bricht alles zusammen,
was nie heil gewesen war,
ja, ich glaube, ich weiß,
ich muss es erst bauen,
konstruieren ohne festen Grund,
denn Sicherheiten gibt es nicht.

Ich analysiere und empfinde und denke
und dann weine ich
und lache
und die Welt dreht sich weiter,
mit mir und ohne mich – irgendwie,
wie weiß ich nicht,
sicherlich,
merkwürdig.

Während alles sich dreht,
steh ich still,
atemlos,
verwirrt,
unsicher,
kämpfend.
Immer wieder, niedergeschlagen,
verzweifelnd aufgebend,
Hoffnung wiederfindend,
vergessend, nur um mich dann doch zu erinnern
und aufs Neue loszuziehen,
ins Unbekannte,
ins Wahnsinnige,
ins Unbegreifliche.

Mit Siebenmeilenstiefeln mag mein Geist schreiten,
nicht der Rest,
der steht still,
soeben gedacht, nicht gemacht,
keine Taten nach der Erkenntnis,
und letztendlich
bewegt sich nichts.
Aber das macht mir nichts,
das soll nichts heißen,
nichts, was mich abhält
zu tun, was ich will.

Denn irgendwann werde ich,
vielleicht jetzt schon, wenn nicht,
später dann, bestimmt, weil –
weil ich es weiß.
Weil ich es kann.
Weil keine Reise,
kein Hindernis
mich jemals niederwerfen
und festhalten kann.
Auch nicht ich selbst,
nein, ich bestimmt nicht,
ich will nicht,
ich will
will weiter.
Werde weiter
gehen
leben
hoffen
streben
machen
sein.

Kein Fehler wird das Vergangene trüben
kein Umstand meine Beine fesseln,
kein widriger Weg den Fortgang hemmen.

Kampf allen Dämonen,
allen Wesen da,
da oder nicht,
nicht fressen oder gefressen werden,
sondern sehen, fragen, gehen
und niemals enden.

Ein Kommentar zu “Lebenswinde

  1. Meine liebe Nekromantika,

    wie gern vernehme ich deine Worte. Ich sitze und lausche ihnen.
    Höre ihr Rauschen und ihr Fackeln, denn es sind keine stummen Worte.
    Wir wissen beide, dass es Worte eines Gedanken sind, einer Idee.
    Vielleicht einer der Größten, die es gibt..
    Du inspirierst und zeigst eine seltene Schönheit. Danke dafür.

    Ach, was überschütte ich dich mit strahlendem Lob, verzeih, und das in einer Gruft.
    Ich hoffe, du wirst ein bisschen rot. Von der frischen Luft.
    Atme frei, denke frei. Ich bin gespannt, was dem folgen mag.

    Ich wünsche dir einen wundervollen Tag!
    Möge deine Feder scharf bleiben,
    JM

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