Hilfe, die Welt ist zu groß – meine Erfahrungen mit Hochsensibilität

Howdyhoh meine Gruselfreunde, Verrückten und Verirrten!

Ich habe lange überlegt, wie ich darüber schreiben soll und weiß es immer noch nicht. Schreibe ich also einfach drauf los. Das mache ich ja sonst nie~~~
Die meisten Leute kennen diese Tage, an denen einfach alles zu viel ist. Man hat irgendwie Stress, und viel um die Ohren, die ganzen Leute um einen herum sind etwas nervig, man ist froh, wenn man daheim ist und seine Ruhe hat. Es gibt aber auch solche Leute, denen es einfach jeden Tag so geht, sogar noch intensiver. Zu diesen Leuten gehöre ich. Mir ist schnell alles zu laut, zu voll, zu hell, zu bunt, zu informationsüberladen. Gesellschaft ist gut, aber mit mehr als fünf Leuten bin ich eigentlich überfordert. Gespräche in Kneipen und ähnlich lauten und vollen Gebäuden sind ein Graus für mich. Wenn auch nur der Fernseher läuft, während ich ein Gespräch mit einer einzelnen Person führe, kann es sein, dass ich dem Gespräch nicht mehr folgen kann – weil ich trotzdem alles um mich herum mitbekomme. Ich sehe viele Details, höre auf meine Umgebung. Nun gibt es mittlerweile Menschen in der Wissenschaft, die sich mit Leuten wie mir beschäftigen. Es hat sich ein Begriff herausgebildet: Hochsensibilität.

Es gibt mehrere Anzeichen für Hochsensibilität. Reizüberflutung, also meine eben geschilderten Erfahrungen, sind eines dieser Anzeichen. Ich möchte hier keinen wissenschaftlichen oder belehrenden Beitrag schreiben. Stattdessen werde ich weiter von dem berichten, was Hochsensibilität für mich persönlich bedeutet. Aber am Ende gibt es ein paar Links zu Seiten mit mehr Informationen und auch Tests. Generell sind Persönlichkeitstests aller Art immer mit Vorsicht zu genießen, aber bisher habe ich alle Tests für potentielle Hochsensible recht sinnvoll gefunden.

Gut. Ich bin schnell mit einer Situation überfordert, da waren wir stehen geblieben. Daher ziehe ich mich gerne zurück. Ein abgedunkeltes Zimmer, mindestens aber meine Kopfhörer mit angenehmer Musik. Wie stark mich mein Umfeld beeinflusst, hängt von meiner Tagesform ab. Wenn es mir gut geht, macht mir die Überreizung nicht sehr zu schaffen, ich bin am Ende des Tages lediglich etwas geschlaucht. Geht es mir nicht ganz so gut, bekomme ich tagsüber häufiger Kopfschmerzen, wenn ich draußen unterwegs bin (z.B. in der lauten vollen Uni), fühle mich beengt und überfordert. Es kommt vor, dass ich, wenn ich aus dem überschaubaren Hörsaal heraus komme, wie ein kleines verlorenes Kind in der großen Unihalle stehe. All die Leute, Gerüche, Plakate, Infostände, Geräusche, Gespräche. Ich schaue mir eben einfach alles an. Wenn ich hingucke, dann sehe ich, was da ist. Ich registriere nicht einfach Bücherstand, sondern Bücherstand mit einem mittel alten Herrn dahinter, in der Kiste dahinten sind wahrscheinlich wieder Romane, da liegen Lesezeichen aus, soll ich mir eines mitnehmen? Das Tischtuch ist komisch, wirft da solche Falten – oh, bald ist die Nacht der Klänge! – warum reden die über alte Brötchen? Ich glaube ich habe gar kein Geld für Bücher, das große in weiß sieht cool aus. „Mhhhh? Was hast du gesagt?“ Und schon wieder ein Gespräch nicht mitbekommen, das wichtiger wäre als das drei Leute weiter, das mich gar nichts angeht, und außerdem von alten Brötchen handelt statt von der bald anstehenden Klausur.

Es ist aber nicht nur die alltägliche Verwirrung und Überforderung (die übrigens in großen Supermärkten noch mal ’ne Schippe drauf legt), die ich unter Hochsensibilität fassen würde. Wissenschaftlich ausgedrückt, habe ich vermutlich einen hohen EQ. Emotionale Intelligenz. Mal ganz lappidar ausgedrück heißt das für mich einfach, dass ich Emotionen anderer sehr gut wahrnehme, aber auch, dass sie mich leicht beeinflussen. Ich verstehe andere gut, bin sehr mitfühlend. Daher geht es mir auch oft schlecht, wenn es meinem Umfeld schlecht geht und ich freue mich, wenn andere sich freuen. Praktisch, sowohl im Umgang mit realen Leuten als auch beim kreativen Schreiben. Aber auch anstrengend, wenn man ständig mitgerissen wird. Darüber hinaus schwanken meine eigenen Emotionen aber auch stark. Mich trifft sowas wie das Aussterben von Tierarten, übermäßige Waldrodung etc. persönlich. Ich finde das sehr traurig und deshalb bin ich auch oftmals traurig, wenn ich darüber nachdenke. Nicht dieses „oh, ich bedauere das“-traurig sondern mehr das „ich weine nicht, hab‘ nur was im Auge“-traurig. Ich denke viel nach, reflektiere viel, analysiere, problematisiere, kritisiere usw. Ab und an liege ich einfach rum und weine. Ich bin einfach ernsthaft traurig, wenn ich vom grausigen Schicksal der Welt höre, mich trifft das direkt mit Vollkaracho mitten ins Herz. BAM.

Es heißt immer auf Infoseiten über Hochsensibilität, dass das eine Gabe ist. Mag sein. Ich beklage mich auch nicht. Aber die direkten Auswirkungen sind meines Empfindens nach eher negativer Natur. Ich heule bei fast jedem Film, entweder weil er traurig ist, weil er fröhlich ist oder weil ein Charakter gerade weint, wenn Tiere oder Kinder sterben sowieso, aber auch wenn ein riesen großer Baum gefällt wird, der den blauen Menschen total wichtig war. Horrorfilme sind ein Grauen für mich, mein Herz rast wie nix gutes und ich habe tagelang noch Angst. Zum Glück gibt es ein paar gute Trash-Horrorfilme, die sind nicht so schlimm. Ständig bin ich damit beschäftigt, meinen Tag so schlicht wie möglich zu halten. Wenn ich nur die leise Vermutung habe, jemand ist nicht gut auf mich zu sprechen, endet das in einem inneren Monolog, aus dem nur Panik herauskommt. Wenn ich mir dessen nicht bewusst wäre, würde ich mich wohl den ganzen Tag nur entschuldigen und jeden fragen: „Ist alles okay? Habe ich was falsch gemacht?“. Denn außerordentlich harmoniebedürftig bin ich obendrauf.
Auf welt.de gab/gibt es einen schönen Beitrag zu dem Thema Hochsensibilität. Leider habe ich den Link nicht mehr, aber noch folgendes, meiner Meinung nach zutreffendes, Zitat:

„Generell sind wir Hochsensiblen große Grübler, müssen alles in allen Facetten durchdenken. Viel Energie verwenden wir darauf, unsere Gefühle zu ergründen und uns in andere hineinzufühlen. Es fällt uns schwer, schnelle Entscheidungen zu treffen. Außerdem sind wir schnell überreizt, leichter müde, weinen öfter.“ – welt.de

In den letzten Jahren habe ich gelernt, mit all dem umzugehen. Ich versuche meinen Tag klein zu halten und mir Freiraum zu nehmen. Vor allem die Meditation hilft mir, mit meinen intensiven und wechselnden Emotionen zurecht zu kommen, sie zu akzeptieren und geduldig abklingen zu lassen. Ich meide zwar außerhalb von einigen auserwählten Konzerten die Massen, aber ich ziehe mich nicht vollständig aus dem Leben zurück. Notizbücher sind meine ständigen Begleiter, so kann ich alles aufschreiben, um den Kopf freizuhalten und immer eine Struktur bei mir zu haben, die mir sagt, was zu tun ist, falls ich ratlos herumstehe. Alle Klausuren, Hausarbeiten und sonstigen Dinge sowie die ganzen Termine etc. zu meistern, ist dennoch nicht leicht. Aber ich gebe mein Bestes und versuche, mich von Aufgabe zu Aufgabe durch die Woche zu hangeln. Bisher hat am Ende ja immer alles geklappt. Mein Leben ist chaotisch und manchmal riiieeesig, aber mit etwas Entschlossenheit und einem Löffel kann man sich durch jeden Puddingberg buddeln!

Und hier die versprochenen Links. Keine Garantie auf wissenschaftliche Korrektheit usw. usf. bla bla.
http://www.hochsensibel.org/startseite/infotext.html

Hochsensibilität als Gabe

Hochsensibel Test

Herzlich Willkommen . . .

Möge die Finsternis mit dir sein,
deine Nekromantika

post scriptum: falls die Links komisch formatiert sind, da kann ich nix für. WordPress spinnt mal wieder. Oder ich spinne, aber noch kann ich nicht mal stricken, warum soll ich also spinnen?

Ein Kommentar zu “Hilfe, die Welt ist zu groß – meine Erfahrungen mit Hochsensibilität

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