Zeitverschwendung

Wenn es etwas gibt, das gefährlich leicht geschieht und das jeder kann, ganz egal wer – dann ist es Zeit verschwenden. Oh so wunderbar kann man sich den unendlichen Weiten des Internets hingeben. Belanglosigkeiten weit und breit. Hier ein Tutorial, das man nie nachmachen wird. Dort ein Kochtipp, den man nie ausprobieren wird. Unterhaltung, die eigentlich kaum unterhaltend ist, aber irgendwie begnügt man sich damit. Es ist so leicht, einfach ein Video anzumachen, einfach in eine Serie reinzuschauen, einfach durch Foren zu stöbern oder sich die lustigen Bilder auf einer dieser Bilder-Spam-Seiten anzuschauen.
Letzteres mag nicht meine Sünde sein, aber ich verschwende dennoch Zeit in Massen. Vor allem mit YouTube, Animes und sinnlosem herumgeklicke. Ja, manchmal zocke ich nichtmal – weil das ist dann doch irgendwie so … so aktiv. Anstrengend. Ich müsste denken, reagieren, meine Finger über Tastatur oder Joystick gleiten lassen. Oder lesen: mitdenken, vorstellen, Wort für Wort verstehen. Bewegung: dazu muss ich nichts sagen, oder? Doch was fällt mir so schwer daran, zu erkennen „Ich verschwende meine Zeit“ und dann etwas zu tun, was in meinen Augen keine Zeitverschwendung ist? Warum höre ich nach dem fünften Video nicht einfach auf?

Es scheint mir, als wäre Entspannung das Problem. Wenn ich von der Uni nach Hause komme und alles erledigt habe, was ich so erledigen sollte, dann habe ich freie Zeit. Da möchte man sich natürlich von all dem Tun und Machen entspannen. Genau da liegt der Fehler. Eine halbe Stunde einfach rumsitzen, vielleicht gute Musik hören, um wieder runterzukommen, in der Freizeit anzukommen – das ist gut. Aber wozu muss ich zwei oder mehr Stunden lang entspannen? Genau – ich muss das gar nicht. Nach einer halben Stunde bin ich längst wieder fit. Dann ist es an der Zeit, all die tollen Bücher zu lesen, meine Lieblingsspiele zu zocken oder etwas zu lernen, das mir wichtig ist. Ist es nicht viel entspannender, wenn man Spaß hat? Wenn man mit gutem Gewissen seine Zeit verbringen kann? Wenn man zu Bett geht und sich sagen kann: Wie schön, ich habe heute viele tolle Dinge gemacht und bin überall weitergekommen. Wie schön, ich habe das Buch durchgelesen. Wie wundervoll, jetzt kann ich schon 100 Wörter mehr in Sprache XY.

Ich habe also erkannt, dass Unternehmung schöner ist, als stundenlanges „entspannen“, welches letztendlich gar keine Entspannung darstellt. Schließlich stressen mich Gewissen und Unruhe. Ich bin unzufrieden. Hobbys bleiben liegen. Das will ich nicht. Was nun zu tun ist, ist ganz einfach. Ich versuche am besten gar nicht erst, mir einzureden, diese Gewohnheit zu ändern sei schwer. Papperlapapp, alles ist leicht, irgendwie, man muss es nur in das richtige Verhältnis setzen.

Von nun an will ich YouTube nicht mehr routiniert jeden Tag aufmachen, wenn ich Zeit habe. Ich werde es komplett aus der Favoritenleiste rausschmeißen. YouTube wird nur noch aufgerufen, wenn ich mir sicher bin, dass ich gerade gerne etwas unterhalten werden möchte. Dann erst öffne ich die Seite. Das Limit liegt bei 30 Minuten. Länger muss ich nun wirklich nicht unterhalten werden. Wenn ich mehr will, kan nich auch gerne mal ins Theater gehen, oder mich mit Freunden verabreden. Es ist ein schwachsinniger Gedanke, dass ich etwas verpassen könnte – man verpasst nie etwas. Wichtig ist nur, was man gerade tut. Das hier und jetzt. Wenn ich jetzt nicht auf YouTube surfe, dann ist das jetzt auch nicht wichtig.
Ähnlich will ich auch mit Animes und sonstigen Serien verfahren: nur zwei Folgen pro Tag, maximal. Außerdem nicht jeden Tag. Mein Verlangen hiernach ist nicht ganz so groß, ich werde mich wohl auch ohne weitere Regeln zügeln können.

Bleibt nur noch eine große Sache, mit der ich häufiger Zeit verschwende: rumliegen. Darin bin ich gut. Verdammt gut. Meistens tu ich das, weil ich müde bin. Mitten am Tag. BAM. Müde. So richtig hübsch müde. Also liege ich rum, schlafe manchmal, will ja nicht jedes Mal Kaffee trinken. Aber es hat mir bisher fast nie wirklich gut getan. Rumliegen ist nicht die Lösung. Also lasse ich es. Ganz einfach. Auch wenn ich müde bin, kann ich doch etwas tun. Statt ein kompliziertes Buch, lese ich leichte Kost. Statt anstrengendem Sport mache ich Pilates oder Yoga – Bewegung macht übrigens wach, hah! Und auch kreativ kann man sein: es muss ja nicht immer komplex sein oder gut aussehen was man so vor sich hinkritzelt. Ein O-Saft nebenbei vielleicht, das soll auch wach machen. Oder ein guter grüner Tee. Habe gestern erst 200g feinsten Temple Of Heaven gekauft.

Gar nicht erst daran denken, wie angenehm und leicht es jetzt wäre, sich hinzulegen oder ein Video zu gucken oder sich sonst sanft gehen zu lassen. Sobald ich diesen Impuls bemerke, werde ich genau das Gegenteil tun. Müde? Yoga! YouTube? Lesen! Freizeit ist nicht Freizeit, wenn man nicht frei ist zu tun, was man wirklich möchte. Wenn man sich selbst in seine bequeme Untätigkeit einlullt, tritt man seine geringe verbliebene Freiheit mit Füßen. Dann darf man sich nicht beschweren, wenn man viel zu tun hat und zu nichts kommt. Natürlich nicht! Von nichts kommt nichts, das sagt man nicht einfach nur so.

Gekritzel Ende.
Nekromantika

Hinterlasse deine Gedanken

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s