Verfluchtes, böses Internet! Oh du unheilige Welt der digitalen Zerstreuungen, erbarme dich! Erbarme dich meiner! Weh mir! Weh mir, die ich in deinen unsäglichen Weiten vergehe, getragen von einem Video zum nächsten, unaufhaltsam, zerrissen, zerstreut, untätig in den Wogen der unendlichen Möglichkeiten! Erbarme dich meiner, du Labyrinth voller Wunder, Geheimnisse, Unheil und Schwachsinn. Gebe mich frei! Dreimal bitte ich! Dreimal flehe ich! Verzehre nicht die unwillige Seele, die sich deiner stets erwehren wird, quäle nicht, wen du nie brechen wirst. Weiche von mir, unheiliges Teufelsnetz!
Jedenfalls für einen Moment. Gebe mir etwas Zeit, wenn schon nicht produktiv für mich persönlich zu sein, dann doch wenigstens deine Weiten zu nutzen, meine Gedanken mit der Welt zu teilen.
Seit Tagen schaue ich mir abwechselnd (meistens schlechte) Comedy Videos und (meistens zum Glück bessere) Vlogs auf YouTube an. Einfach nur dasitzen und glotzen. Meine Mum zieht sich Krimis rein, ich schau mir an, wie man sich schminkt… als ob ich jemals so talentiert werde, als dass ich diese wahnsinnig extravaganten und absolut wundervollen Looks selbst umsetzen könnte. Aber die Leute reden, die Leute machen. Ich brauche nur zuhören und zugucken, ab und an kann ich dann lächeln oder ein weiteres Ding auf die riesige Liste an Dingen schreiben, die ich gerne hätte. Und das wars. Plomp. Zeit, ins Bett zu gehen.
Früher war derartiges Verhalten Ausdruck meiner melancholisch-depressiven Zeit (mal mehr das eine, mal das andere). Heute kann davon nicht die Rede sein, mir geht’s gut! Dennoch scheint ja irgendetwas nicht optimal geschmiert zu sein, wenn ich nicht stundenlang mit meinen neuen Aquarellstiften am rumfuhrwerken bin, an meinem Buch schreibe, Musik mache oder anderen Hobbys und Interessen nachgehe. Vermutlich klebt irgendwo in mir noch die Einstellung „Nichts tun ist unkompliziert und super“ in mir. Natürlich. Allerdings gibt es nichts, das man im Übermaß praktizieren sollte. Nicht einmal Sport. Sherklock! An die Arbeit.
Derweil habe ich ein Sportprogramm entdeckt, das mich nur 4 Minuten meiner wachen Zeit kostet und sehr effektiv sein soll. Da ich mich im Moment nicht einmal zu 20 Minuten Pilates am Tag motivieren kann, ist das super. Bauch- und Rückenmuskeln sowie eine verbesserte Haltung in nur 4 Minuten? Bombe. Dazu muss man sich doch motivieren können. Heute hat es immerhin schon funktioniert. Ich muss gestehen, viel länger als 4 Minuten würde ich das auch nicht durchhalten *hüstelhüstel*
Eventuell hat einer der zahlreichen Vlogs der letzten Tage etwas sinnvolles bewirkt. Ich habe wieder Lust aufs Stricken bekommen. Irgendwann als ich noch ein ziemlich junger Teenager war, hatte ich damit mal angefangen, es allerdings nie verstanden. Jetzt jedoch habe ich entdeckt, dass man drachenähnlich geschuppte Stulpen selber stricken kann und dass dies sogar verdammt einfach ist. Beim Anschauen des Videos war ich einfach nur fasziniert. Stricken ist einfach! Ich glaube allen ernstes, dass ich dieses hoch komplizierte Hexerwerk verstehe. Da ich sowieso Zeugs zum Nähen brauche (auch eine Baustelle alla „Will ich lernen“), kann ich mir ja auch gleich mal Nadeln und Wolle besorgen. Ein Schal zum Üben muss reichen, dann will ich Drachenstulpen stricken! Nun gut, ich warte erst einmal ab, ob ich Montag noch immer diese Euphorie verspüre.
Eigentlich wollte ich auch längst einmal wieder ein Gedankenkritzel nach alter Manier schreiben, wie es auf WordPress noch gar nicht im Original erschienen ist, wie mir gerade auffällt. Ich hatte ja nur das ein oder andere hier her kopiert, als ich wechseln musste. Nun, das ist jedoch einfacher vorgenommen als umgesetzt. Wie fast immer, wäre das Schreiben ja gar kein Problem. Schreiben geht eigentlich immer. Aber ein Thema zu finden, das ist der Kasus Knacktus. So wie es aussieht liegt mir der locker-leicht-labernde Blogeintrag im Moment besser. Doch ich arbeite daran, mir demnächst etwas aus den Ärmeln zu schütteln.
Bis dahin werfe ich dir einfach noch ein paar Fakten an den Koppe, werter Mitfreak: Quinoa ist toll. Die Welt ist zu teuer. Ich habe zu wenig Platz für die dutzende Gewürze, die ich gerne hätte. Drachen sind super. Shakespeare ist toll. Poe ist besser. Räucherstäbchen machen jeden Abend schöner. Absinth ist das offizielle Getränk der Awesomeness. Manche Bands haben nur ein einziges wirklich gutes Lied.
Und so schließe ich mit den Worten:
And, for more slander to thy dismal seat,
We give thee up our guiltless blood to drink.
Die Nacht sei mit dir.
Deine Nekromantika